JOBVERDE.de: Entscheiden sich viele Bewerber ganz bewusst für Weleda als Arbeitgeber aufgrund der ausgeprägten Nachhaltigkeitsphilosophie?
ANDREA KURZ: Eindeutig JA. Gerade in Zeiten, in denen gut qualifizierte Bewerber sich ihre Arbeitgeber „aussuchen“ können und sich immer mehr Menschen mit übergreifenden gesellschaftlichen Themen auseinandersetzen, gewinnt dieser Faktor bei individuellen Entscheidungen an Bedeutung. Und eindeutig ist es so, dass das Thema Nachhaltigkeit schon seit der Unternehmensgründung 1921 durch Rudolf Steiner und schon weit vor der allgemeinen Diskussion Teil des Gründungsimpulses von Weleda war.
Wofür steht Ihre Arbeitgebermarke und wie würden Sie Ihr Arbeitsklima beschreiben?
AK: Wir sind in der glücklichen Situation, dass die Marke Weleda ein sehr positives Image genießt. Natürlich hat das einen positiven Ausstrahleffekt auch auf unsere Marke als Arbeitgeber. Es gilt aber auch diese mit Leben zu füllen und das für die Mitarbeitenden konkret zu machen. Weleda versteht sich als „Ort menschlicher Entwicklung an gemeinsamen Aufgaben“. D. h. wir möchten dem Menschen und seinem Streben nach Entwicklung Raum geben, und das im Sinne der Wertschöpfung für das Unternehmen. Wir erleben Weleda vor allem auch als einen Ort, an dem die Menschen Sinn in ihrem Tun und im Miteinander erleben.
Spüren Sie einen Fachkräftemangel und wenn ja, bei welchen Jobs?
AK: Wir profitieren, wie bereits angesprochen, von unserer Arbeitgebermarke. In Summe gelingt es uns nach wie vor gut, Menschen für Weleda zu begeistern. Natürlich spüren aber auch wir, dass es Qualifikationen gibt, die tatsächlich schwer am Markt zu finden sind. Dies umfasst ähnliche Funktionen wie in ganz anderen Branchen auch, wie z. B. Spezialqualifikationen in der IT, aber auch ganz besondere Kompetenzen wie z. B. im Bereich der anthroposophischen Medizin. Und für uns ist neben der fachlichen Qualifikation vor allem auch entscheidend, ob ein Kandidat kulturell zu Weleda passt und dadurch einen Beitrag leisten kann und möchte, dass wir uns weiterentwickeln. Das ist eine ganz wichtige Frage für uns und auch für die Bewerber, die sich ja auch für Weleda entscheiden müssen.
Sie suchen aktuell „Naturtalente“ als Auszubildende und für ein duales Studium - welche persönlichen Erwartungen haben Sie an die Kandidaten?
DR. ISABELLA HEIDINGER: Wir suchen engagierte junge Leute, die sich für unsere Unternehmensziele und die Weleda Kultur begeistern können und Sinn in ihrer Arbeit suchen. Wir arbeiten heute in vielfältigen Spannungsfeldern zwischen Interessen und Bedürfnissen von Gesellschaft, Unternehmen, Teams und Individuen. Diese Spannungsfelder gilt es ständig auszubalancieren. Dafür brauchen wir selbstbewusste und gleichzeitig gemeinschaftsfähige Mitarbeitende – Menschen, die sich engagieren, Verantwortung für das große Ganze übernehmen wollen und gleichzeitig Interesse an ihrer eigenen Entwicklung mitbringen. Weleda betrachtet Vielfalt als inspirierende Kraft und so brauchen wir Lernende mit Toleranz, Interesse und Neugierde für die Unterschiedlichkeit der Menschen und Aufgaben.
Vor Ausbildungsbeginn sind Ihre Abenteuer-Kennenlerntage ein echtes Highlight. Was erleben und lernen die Teilnehmer hierbei?
IH: Die Kennenlerntage sind ein wichtiger Baustein unserer Ausbildung. Dort können sich die „Naturtalente“ aus der Schweiz und aus Deutschland kennen lernen und in gemeinsamen Aktivitäten mit Spaß und Abenteuer an besonderen Orten in der Natur als Team erste Erfahrungen sammeln. Das fördert Teamgeist, Mut und Selbstbewusstsein. Sie erfahren Wissenswertes über Weleda und lernen unsere Führungsprinzipien „Vorbild sein – Vertrauen schenken – Verantwortung übernehmen“ im gemeinsamen Tun kennen. Wenn Sie dann bei Weleda starten, haben sie bereits Bekanntschaften geschlossen und die erste Fremdheit schon überwunden. Und sie haben einen ersten Eindruck gewonnen, wie wichtig uns bei Weleda Werte wie Gemeinschaft, Engagement und Selbstverantwortung sind.
Welche Rolle spielt das Thema Work-Life-Balance bei Weleda, insbesondere was Mitarbeiter mit Familienverantwortung betrifft?
AK: Die Vereinbarkeit von Beruf und Familie spielt bei Weleda schon seit vielen Jahren eine große Rolle und wir freuen uns, dass wir im Ergebnis überregional als „Leuchtturm“ wahrgenommen werden. Der Begriff Work-Life-Balance suggeriert allerdings, dass es eine Trennung zwischen Leben und Arbeiten gibt. Deshalb sprechen wir lieber von „Life Balance“. Wir tragen in allen Lebensphasen in unseren Lebensfeldern Beruf und Familie Verantwortung. Wir stehen täglich vor der Aufgabe diese Lebensfelder in Einklang zu bringen und die damit verbundenen Herausforderungen selbstverantwortlich zu meistern. Weleda unterstützt die Mitarbeitenden dabei mit geeigneten Rahmenbedingungen und Angeboten aus dem Elternzeit-Programm, wie z. B. einer Betriebskita, familienbewussten Arbeitszeit- und Arbeitsortlösungen sowie einem Generationen-Netzwerk.
Weleda bewirtschaftet den größten biologisch-dynamischen Heilpflanzengarten Europas. Können Ihre Mitarbeiter dort auch neue Kraft tanken?
IH: Der Heilpflanzengarten ist ein besonderer Ort - eine Oase, die von den Mitarbeitenden sehr geschätzt wird. In unserem Weleda Erlebniszentrum am Rande des Gartens befinden sich auch Besprechungs- und Seminarräume mit besonderer Atmosphäre. Aber auch das Verwaltungsgebäude inmitten der Stadt ist von einem wunderschönen biologisch-dynamischen Garten umgeben, in dem Bänke an Teichen und Blumenbeeten zu erholsamen Pausen einladen. Zur Erntezeit gibt es auch immer wieder die Möglichkeit, dass Mitarbeitende aus ganz anderen Bereichen im Garten „mitarbeiten“. Dieses Angebot wird gerne wahrgenommen.
Welche Trends im Personalbereich finden Sie generell besonders spannend?
IH: HR sollte sich nicht nur mit den Trends im Personalbereich beschäftigen, sondern auch mit übergreifenden Herausforderungen. In Zeiten des demographischen Wandels starten junge Menschen viel selbstbewusster ins Berufsleben. Das ist inspirierend, da sich dadurch auch unterschiedliche Ideen und Vorstellungen von Arbeit treffen und gemeinsam weiterentwickeln. Ebenso ist es immer wieder spannend, wie sich das Thema Führung weiterentwickelt. Die komplexen Herausforderungen unserer Zeit können nicht mehr einzelne Führungspersönlichkeiten meistern und verantworten. Wir brauchen dafür vielmehr neue Formen und Tiefen der Zusammenarbeit und hohe Flexibilität auf allen Ebenen sowie Verantwortungsübernahme jedes Einzelnen.