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Ein Bewusstsein für den eigenen Energieverbrauch schaffen

"Sowohl bei Privat- als auch bei Gewerbekunden fehlt an vielen Stellen noch ein Bewusstsein für den eigenen Energieverbrauch", so Dr. Thomas Goette von der GreenPocket GmbH. 

"Sowohl bei Privat- als auch bei Gewerbekunden fehlt an vielen Stellen noch ein Bewusstsein für den eigenen Energieverbrauch", so Dr. Thomas Goette von der GreenPocket GmbH. 

28.07.2016

UMWELTHAUPTSTADT.de: Herr Dr. Goette, stellen Sie doch bitte sich und Ihr Startup GreenPocket kurz vor.

DR. THOMAS GOETTE: Sehr gerne. Die GreenPocket GmbH ist ein weltweit agierender Spezialist für Software-Applikationen im Consumer Engagement, im Internet of Things und für Energiemanagement-Lösungen im Smart Energy-Bereich. Wir entwickeln Energiemanagement-Software, die sowohl Privat- als auch Gewerbekunden dabei helfen soll, ihren Alltag energieeffizient zu gestalten. Die Gründung erfolgte im Jahr 2009, als es so aussah, als würden die politischen Rahmenbedingungen für einen großflächigen Smart Meter Rollout in Deutschland bis 2020 geschaffen werden.  Unser Ziel war es, eine Lösung zu schaffen, die Smart Meter Daten für den Endkunden nutzergerecht aufbereitet. Als Geschäftsführer der GreenPocket GmbH arbeite ich seitdem gemeinsam mit dem gesamten Team daran, unser Startup langfristig zu einem erfolgreichen und stabilen Unternehmen weiterzuentwickeln.

Welches „grüne“ Problem lösen Sie und welche Vision steckt hinter Ihrem Konzept?

Sowohl bei Privat- als auch bei Gewerbekunden fehlt an vielen Stellen noch ein Bewusstsein für den eigenen Energieverbrauch. Mit Smart Metern können zwar Energieverbrauchsdaten gesammelt werden, diese Daten müssen aber auch interpretiert und gleichzeitig für den Endnutzer verständlich aufbereitet werden. Denn nur auf diese Weise kann der Nutzer die Bedeutung seiner Verbrauchsdaten tatsächlich erfassen und sinnvoll auf diese reagieren. So erhält er beispielweise eine Warnung, wenn sein Energieverbrauch von seinem gewöhnlichen Verbrauch abweicht. Mithilfe der Software kann er daraufhin herausfinden, welche Geräte oder Bereiche zu viel Energie verbrauchen. Dabei betrachten wir das Thema Energie ganzheitlich. Neben dem Stromverbrauch werden weitere Verbräuche, wie der Wasser-, Gas- oder Ölverbrauch erfasst. Zudem überwacht unsere Software nicht nur den Fremdbezug, sondern auch den Eigenbezug sowie die Einspeisung von selbst produziertem Strom - beispielsweise durch Solarzellen auf dem eigenen Dach.  Damit bekommt der Nutzer einen genauen Überblick über das Verhältnis von Einspeisung, Eigen- sowie Fremdbezug und sieht direkt wie energieautark er bereits lebt.

Im Consumerbereich ist unsere Vision ein vernetztes Haus, welches sich mit intelligenter Software selbst reguliert. Über die bereits erwähnten Solarzellen kann Strom produziert werden, der für den späteren Gebrauch mit Hilfe eines Energie­speichers gesammelt wird. Die gespeicherte Energie kann später beispielsweise zum Laden des eigenen Elektroautos  verwendet werden. Das intelligente Haus weiß zudem, wann es sinnvoll ist, den eigenproduzierten Strom einzuspeisen anstatt diesen selbst zu verbrauchen. Ein weiteres Beispiel in diesem Zusammenhang ist die automatische Abschaltung der Heizung, wenn niemand im Haus ist. All die gesammelten Informationen sollen von unserer Software als Schaltzentrale des Hauses miteinander verknüpft werden. Intelligente Software wird so zu einem nachhaltigeren Umgang mit dem eigenen Energieverbrauch beitragen. Durch die aufbereiteten Smart Meter-Daten kann der Endnutzer den eigenen Verbrauch optimal steuern, indem er zum Beispiel auf Zeiten von günstigen Tarifen ausweicht. Auf diese Weise können Lastspitzen vermieden und ein stabiles Netz gewährleistet werden. Die Idee eines vernetzten Hauses lässt sich gleichfalls auf den geschäftlichen Bereich übertragen. In einer intelligenten Fabrik werden energierelevante Größen wie zum Beispiel Strom, Spannung, Druckluft oder Temperatur mit anderen Informationen wie dem Produktionsplan verbunden, sodass ein Prozess ganzheitlich verbessert werden kann. Die Software erkennt beispielsweise, dass eine Druckluft-Anlage über einen bestimmten Zeitraum hinweg immer wieder anspringt, obwohl nichts produziert wird und schaltet diese daraufhin aus.

Wie funktioniert Ihr Geschäftsmodell?

Unsere Software-Lösungen verkaufen wir als Whitelabel-Produkte direkt an Energieversorger /  Service Provider, die diese wiederum ihren eigenen Kunden zur Verfügung stellen. Die Software wird an die individuellen Bedürfnisse des Kunden angepasst und nach dessen Designvorgaben gestaltet. Zurzeit bieten wir drei Produktlinien an: das Haushaltkundenportal, welches die Energieverbrauchsdaten für Privatkunden visualisiert, unsere Energiemanagement-Software für Gewerbekunden sowie unsere Smart Home-Lösung. Gemeinsam mit unseren Kunden entwickeln wir unsere Software-Lösungen, auch in Form von Shared Development, stetig weiter.

Wie ist Ihr persönlicher Background und wie kam es zur Gründung?

Seit sieben Jahren bin ich als kaufmännischer Geschäftsführer (CEO) für GreenPocket tätig. Davor war ich mehr als 13 Jahre als Partner bei Roland Berger, DiamondCluster und Oliver Wyman tätig und habe dort Klienten aus der Telekommunikations- und Internetbranche zu strategischen und technologischen Fragen beraten. Im Anschluss daran habe ich ein Social-Media Startup gegründet und aufgebaut, bis es dann 2009 mit GreenPocket losging. Das Geschäftsmodell von GreenPocket wurde dabei von einem Inkubator entwickelt. Mit der Gesetzesinitiative zum 1.1.2010 sollten Smart Meter großflächig in deutschen Haushalten und Betrieben eingeführt werden. Neben den neu geschaffenen gesetzlichen Rahmenbedingungen hat man sich bei der Geschäftsmodellentwicklung von den Erfahrungen des US-Marktes leiten lassen. Dort waren 2009 bereits 13 Millionen Smart Meter verbaut. Auf diese schon damals gute Infrastruktur setzten Unternehmen wie Microsoft, Google oder Opower, heute Teil des Oracle-Konzerns, und konnten schon früh erfolgreich Lösungen zur Energieverbrauchs­­visualisierung entwickeln.

Wie ist Ihr Gründerteam aufgestellt? Welche fachlichen und sozialen Kompetenzen waren für den bisherigen Erfolg ausschlaggebend?

Als Softwareunternehmen ist für uns die hohe Qualität der Arbeit unserer Entwickler von großer Bedeutung und sehr wertvoll. Darüber hinaus ist das dynamische und innovative Zusammenspiel innerhalb unseres Teams ein Schlüsselfaktor, der es uns erlaubt, so flexibel und professionell auf die Wünsche unserer Kunden einzugehen und ihnen die für sie optimale Lösung anzubieten. Unsere professionelle Arbeitsweise sowie starke Kundenorientierung ermöglicht es überhaupt erst, große sowie internationale Kunden für uns zu gewinnen.

Suchen Sie aktuell Mitarbeiter und wenn ja, welche Qualitäten sollten diese mitbringen?

Wir sind ständig auf der Suche nach motivierten, engagierten sowie hochqualifizierten Mitarbeitern, die in der Lage sind, eigenständig zu arbeiten, und bereit sind, Verantwortung zu übernehmen. Aktuell haben wir Stellenanzeigen für Full Stack Java Entwickler sowie Sales- und Projektmanager ausgeschrieben. Zukünftige Teammitglieder sollten hohe Motivation und Einsatzbereitschaft mitbringen und sich für die Themen Energiemanagement und Energieeffizienz begeistern können. Daneben ist es gerade in einem Startup wichtig, dass die Mitarbeiter den Mut haben, auch einmal von gewohnten Pfaden abzuweichen und neue, kreative Denkweisen entwickeln.

Was waren die größten Stolpersteine auf dem bisherigen Weg?

Eine ganz entscheidende Hürde war für uns die politische Entwicklung im Bereich Smart Metering. Der ursprünglich in Deutschland geplante Smart Meter Rollout bis 2020 - der eine effiziente Steuerung der Netzauslastung auf der einen Seite und des Energieverbrauchs des einzelnen Haushalts auf der anderen Seite ermöglicht hätte - wird nicht mehr im ursprünglich geplanten Zeitrahmen und der ursprünglich geplanten Ausgestaltung stattfinden können. Bedingt durch diese Unsicherheit fehlte die Nachfrage nach unserem Initialprodukt, dem Haushaltskundenportal. Als Konsequenz haben wir uns sowohl diversifiziert als auch den Kundenwünschen angepasst, indem wir mit unserer Smart Home- sowie unserer Energiemanagement-Lösung für Gewerbekunden zwei  weitere innovative Produktlinien geschaffen haben. Daneben war ein wichtiger Schritt, dass wir uns zunehmend international orientiert haben.

Und welche „Lessons Learned“ haben Sie daraus gezogen?

Planbar ist gerade im Startup Bereich sehr wenig und auch vermeintliche Sicherheiten sollten mit äußerster Vorsicht genossen werden, da sich die Voraussetzungen sehr schnell und abrupt ändern können. Auf solche und andere Unwägbarkeiten muss man als Unternehmer gefasst sein. Man sollte in der Lage sein, flexibel zu reagieren und sich selbst sowie die eigene Idee stetig weiterzuentwickeln. Das funktioniert selbstverständlich nur mit einem guten Team und dementsprechendem Teamgeist. Das Team sollte zusammenhalten, vom gemeinsamen Ziel überzeugt sein und hart an der Umsetzung dieses Ziels arbeiten. Daher ist es umso wichtiger, sich intensiv mit der Mitarbeiterauswahl zu beschäftigen und genügend Zeit für diese einzuplanen, auch wenn gerade in der Anfangsphase  wenig Zeit zur Verfügung stehen wird. Nicht alles wird immer direkt auf Anhieb funktionieren, Fehler werden passieren. Aber zusammen übersteht man auch unruhige Zeiten.

Gibt es noch andere grüne oder soziale Themen, die Sie gerne mitgestalten würden?

Wir beschäftigen uns mit einer Vielzahl weiterer Themen wie Prosumer, Smart Assistants bzw. Ambient Assisted Living oder E-Mobility. Prosumer sind dabei beispielsweise Konsumenten, die mit Hilfe eines Blockheizkraftwerks oder einer Photovoltaikanlage selbst zum Energieproduzenten werden. Um trotz dieser zunehmenden Dezentralität der Energieversorgung ein stabiles Netz zu garantieren, müssen im Internet of Things Informationen miteinander verknüpft werden. Das intelligente Haus passt sich an die Bedürfnisse des Nutzers an und wird zum alltäglichen Helfer. So werden zum Beispiel Beleuchtung, Raumtemperatur oder die Rollläden entsprechend den Gewohnheiten des Nutzers gesteuert. Eine andere Funktion sind intelligente Rauchmelder, die Verwandte oder Nachbarn bei Brandverdacht informieren. Dadurch können auch ältere sowie benachteiligte Menschen länger ein selbstbestimmtes Leben führen.

Welchen Tipp würden Sie einem anderen grünen Startup oder Social Entrepreneur mit auf den Weg geben?

Wie bereits erwähnt, ist es gerade in den ersten Jahren sehr wichtig, flexibel auf sich ändernde Rahmenbedingungen einzugehen und schnell zu reagieren, wenn die eigenen Pläne nicht mehr realistisch umsetzbar sind. Gerade als Gründer eines grünen oder sozialen Startups muss man am Anfang einige Herausforderungen meistern, dazu zählen insbesondere knappe Ressourcen sowie der Gegenwind von etablierten Unternehmen. Dennoch sollte man daran festhalten, dass die eigene Idee die Welt ein Stück weit besser machen kann und alles für die Erreichung dieses Ziels tun.



Kommentare
yxcyx
10.10.2016
asdasd

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