Grüne Wirtschaft

Verkehrsclub Deutschland - Umweltschutz im Verkehr und Bio-Kraftstoff E10

Der ökologische Verkehrsclub VCD setzt sich für eine Mobilität ein, die Gesundheit, Klima und Umwelt schont. Wir interviewten den verkehrspolitischen Sprecher des Verkehrsclub Deutschland, Herrn Lottsiepen zu den Aufgaben des VCD, zum Umweltschutz im Verkehr und zum Bio-Kraftstoff E10.

Der ökologische Verkehrsclub VCD setzt sich für eine Mobilität ein, die Gesundheit, Klima und Umwelt schont. Wir interviewten den verkehrspolitischen Sprecher des Verkehrsclub Deutschland, Herrn Lottsiepen zu den Aufgaben des VCD, zum Umweltschutz im Verkehr und zum Bio-Kraftstoff E10.

Ein Interview mit Gerd Lottsiepen - verkehrspolitischer Sprecher VCD

Herr Lottsiepen, Sie sind verkehrspolitischer Sprecher des Verkehrsclub Deutschland, kurz VCD. Was ist die Aufgabe des VCD und wofür steht er?

Der ökologische Verkehrsclub VCD setzt sich für eine Mobilität ein, die Gesundheit, Klima und Umwelt schont. Das funktioniert nur, wenn möglichst viele Menschen umwelt- und ressourcenschonend auch ohne Auto mobil sein können. Verkehrspolitik darf daher nicht nur auf das Auto ausgerichtet sein, sondern muss alle Arten der Mobilität berücksichtigen. Darüber hinaus setzt sich der VCD mit seinem Konzept "Vision Zero" für mehr Verkehrssicherheit ein.

Damit Konzepte für eine zukunftsfähige Mobilität eine Chance haben, muss die Politik die richtigen Rahmenbedingungen setzen - daher begleitet der VCD politische Entscheidungsprozesse und bringt sein Know-How ein. Doch auch die Verbraucherinnen und Verbraucher entscheiden mit, wie Mobilität aussieht. Daher berät der VCD umweltbewusst mobile Menschen und vertritt ihre Interessen. Mit seinen Projekten setzt er thematische Schwerpunkte und bietet konkrete Lösungen.

Wie könnte Ihrer Meinung nach ein optimaler Umweltschutz im Verkehr in Deutschland in den nächsten 5 bis 10 Jahren aussehen?

Der Verkehr muss klima- und umweltschonender werden. Das bedeutet zum einen, Verkehr auf umweltfreundlichere Verkehrsmittel zu verlagern. Dafür braucht es vor allem die entsprechenden Rahmenbedingungen: Wir brauchen ein gut ausgebautes Rad- und Fußverkehrsnetz, ein kundenfreundliches, bezahlbares und flächendeckendes Bus- und Bahn-Angebot. Zum anderen muss die Energieeffizienz aller motorbetriebenen Fahrzeuge– unabhängig von ihrer Antriebsart – verbessert werden. Die notwendigen politischen Rahmenbedingungen muss die Politik setzen – mit ambitionierten Grenzwerten für Schadstoffe und CO2.

Dass der Umgang mit dem Auto pragmatischer wird, zeichnet sich besonders bei den jungen Eliten schon heute ab: Als Prestigeobjekt verliert der eigene Pkw an Wert; als wichtig gilt zunehmend das aktuellste Smartphone oder der neueste Tablet-PC und der virtuose Umgang damit. Das Auto ist ein Gebrauchsgegenstand wie andere auch, der genutzt wird, wenn er benötigt wird, aber nicht mehr unbedingt besessen werden muss. Dieser Trend wird sich in den nächsten Jahren weiter verstärken. Die Freiheit, ohne Auto leben zu können, wird an Bedeutung zunehmen. Langfristig werden durchaus auch Elektroautos ein Baustein eines CO2-armen Verkehrs sein – allerdings nur einer unter vielen.

Der VCD setzt sich für eine nachhaltige Verkehrspolitik ein, die den Leitgedanken »so viel Auto wie nötig, aber so wenig Auto wie möglich« verfolgt. Erklären Sie das bitte genauer?

Wir brauchen einen intelligenten Umgang mit dem Auto. Deshalb zeigt der VCD Alternativen auf, wie Menschen auch ohne (eigenen) Pkw bequem und mobil leben können. So machen wir uns stark für ein besseres Bus- und Bahnangebot, für bessere Bedingungen für Radfahrer und Fußgänger. Wir fördern zudem z.B. Car-Sharing als Alternative zum eigenen Auto.

Der VCD macht sich aber auch im Interesse jener, die auf ein Auto angewiesen sind, stark für Fahrzeuge, die sparsam im Verbrauch sind, wenig Lärm verursachen und möglichst wenig Schadstoffe ausstoßen. Um den Verbrauchern beim Autokauf zu helfen und Herstellern Druck zu machen, veröffentlichen wir jedes Jahr die VCD Auto-Umweltliste, das Öko-Ranking der umweltverträglichsten Fahrzeuge. Der VCD kämpft für ein Tempolimit von 120 km/h auf Autobahnen, um den CO2-Ausstoß im Straßenverkehr zu senken und die Verkehrssicherheit zu erhöhen. Gemeinsam mit Umwelt- und Gesundheitsorganisationen setzen wir uns gegen krankmachenden Dieselruß ein. Verbrauchern zeigen wir mit Spritspartipps, wie Geldbeutel und Umwelt gleichermaßen entlastet werden können.

Der neue Bio-Kraftstoff E10 erntet fast nur Kritik, sowohl von der Politik als auch von den Konsumenten selbst. Woran liegt das Ihrer Meinung nach und was könnte bei der Vermarktung des Kraftstoffes besser gemacht werden?

Beim E10 wurde eine katastrophale Informationspolitik gefahren. Das hat verschiedene Gründe. Zum gab es einen Deal zwischen Autoindustrie und Bundesregierung: weniger strenge CO2- und damit Verbrauchsgrenzwerte, dafür die Einführung von Agrosprit. Als die Autobauer die Ernte in Form eines schwachen Grenzwertes eingefahren hatte, sahen sie keine Notwendigkeit mehr, sich für den Agro-Kraftstoff starkzumachen. Jetzt handeln sie nach dem Motto: Wenn Agrosprit nicht akzeptiert wird, dann ist halt der Autofahrer schuld. Die Bundesregierung ihrerseits hat es nicht geschafft, Klimavorteile glaubhaft zu vermitteln, also die klare Botschaft an den Autofahrer zu senden, warum die Ethanolbeimischung notwendig sei. Das ist auch gar nicht so einfach, weil die Gesamtökobilanz höchst umstritten ist: Agrokraftstoffe sind nicht per se klimaschonend. Die Ölkonzerne wiederum mochten Agrosprit noch nie. Sie wollen weiter ihr Kerngeschäft betreiben: so viel Öl so teuer wie möglich zu verkaufen. Jetzt ist es schwierig, neu zu starten. Aus VCD-Sicht darf Ethanol nur dann als Energieträger eingesetzt werden, wenn gewährleistet ist, dass es sozial und ökologisch nachhaltig produziert wird und nachweislich zu einem deutlich niedrigeren CO2-Ausstoß führt. Nur dann hat Kraftstoff auf Biomasse einen Sinn und kann Akzeptanz gewinnen.

Eines Ihrer Projekte heißt »Grüne Flotte im Betrieb«. Sie greifen damit das Problem auf, dass Unternehmen sich zu wenig Zeit nehmen, um ihren Fuhrpark umweltfreundlich zu organisieren. Was sind die konkreten Maßnahmen zur Optimierung des Fuhrparks im Betrieb, die der VCD vorschlägt?

Für Unternehmen und Selbstständige ist es heutzutage wichtiger denn je mobil zu sein. Die betriebliche Mobilität ist allerdings gerade in Zeiten steigender Spritpreise ein nicht zu unterschätzender Kostenfaktor. Gleichzeitig werden Firmen durch Umweltzonen vor zusätzliche Herausforderungen gestellt. Vielen, vor allem kleineren Unternehmen fehlt aber häufig die Zeit, sich über Spritsparmöglichkeiten, Filternachrüstung oder Alternativen zum eigenen Firmenwagen zu informieren. Hier setzt der VCD mit seinem Projekt »Grüne Flotte im Betrieb« an, das von Bundesumweltministerium und Umweltbundesamt gefördert wird. Konkret gibt der VCD den Unternehmen z.B. Tipps zur richtigen Fahrzeugwahl – denn Größe, Antrieb und Motorisierung haben maßgeblichen Einfluss auf Verbrauch, Schadstoffausstoß und Kosten. Aber auch im bestehenden Fuhrpark gibt es viele, teils einfache Möglichkeiten, die Effizienz und Umweltbilanz zu steigern: So verringert der Einsatz von Leichtlaufreifen und Leichtlaufölen den Kraftstoffverbrauch, während ein nachgerüsteter Partikelfilter den alten Diesel fit für die Umweltzone macht.  Auch die Fahrweise – die z.B. durch Spritspartrainings optimiert werden kann – hat Einfluss auf Verbrauch und Kosten. Außendiensteinsätze lassen sich mithilfe spezieller Planungssoftware und Telematik optimal aufeinander abstimmen. So werden Arbeitseffizienz und Service verbessert und Betriebskosten gesenkt.

Nicht immer muss zudem der Firmenwagen die erste Wahl sein. Manchmal lohnt es sich aus Kostengründen, den Fuhrpark zu verkleinern und stattdessen bei zusätzlichem Bedarf Car-Sharing zu nutzen. Auch das (Firmen-)Fahrrad und öffentliche Verkehrsmitteln können gerade in Ballungszentren und Innenstädten kostengünstige und sichere Alternativen sein. Unternehmen können sich beim VCD kostenlos telefonisch und per E-Mail zum Thema effizientes Fuhrparkmanagement beraten lassen.

Hamburg ist 2011 die europäische Umwelthauptstadt. Was wünschen Sie der Hansestadt zum Umwelthauptstadtjahr und möchten Sie eventuell der Politik in Hamburg einen Tipp in Sachen Umweltschutz geben?

Öfter mal Sonnenschein! Aber im Ernst: Hamburg sollte konsequent auf die Verkehrsmittel des Umweltverbundes setzen: das Zu-Fuß-Gehen attraktiver machen, das Fahrradwegenetz und den ÖPNV ausbauen. Dabei sind dichtere Taktzeiten wichtiger als ein paar Brennstoffzellen-Vorzeige-Busse. Innovatives – wie das Modell Fahrradstadt in Wilhelmsburg – sollte dringend gepusht werden. Beispiele sind wichtig, die zeigen, dass eine nachhaltige Mobilität Spaß macht, einen Zugewinn an Lebensqualität bringt. In der Umwelthauptstadt sollten die Menschen angeregt werden, Alternativen konkret auszuprobieren. [Gerd Lottsiepen ist verkehrspolitischer Sprecher des ökologischen Verkehrsclubs VCD.]

Verkehrsclub Deutschland e.V. (VCD)
Bundesgeschäftsstelle
Rudi-Dutschke-Straße 9
10969 Berlin
www.vcd.org






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