Grüne Wirtschaft

Tchibo: Soziale Verantwortung als fester Bestandteil der Geschäftsstrategie

"Wir fühlen uns verpflichtet, die Auswirkungen unserer Geschäftstätigkeit auf Mensch und Umwelt in der Welt zu bedenken und Verantwortung zu übernehmen. Seit 2006 bearbeiten wir das Thema „Unternehmensverantwortung“ ganzheitlich und systematisch als Bestandteil unserer Geschäftsstrategie."

"Wir fühlen uns verpflichtet, die Auswirkungen unserer Geschäftstätigkeit auf Mensch und Umwelt in der Welt zu bedenken und Verantwortung zu übernehmen. Seit 2006 bearbeiten wir das Thema „Unternehmensverantwortung“ ganzheitlich und systematisch als Bestandteil unserer Geschäftsstrategie."

Ein Interview mit Karina Schneider - Sprecherin Unternehmensverantwortung & Food

Frau Schneider, Sie sind Sprecherin Unternehmensverantwortung & Food der Tchibo GmbH. Aus welchen Kernthemen besteht die Nachhaltigkeitsarbeit bei Tchibo?

Bei unserer Geschäftstätigkeit hat verantwortliches Handeln höchste Priorität: Als internationales Unternehmen profitieren wir von den Vorteilen einer globalisierten arbeitsteiligen Welt. Deshalb fühlen wir uns verpflichtet, die Auswirkungen unserer Geschäftstätigkeit auf Mensch und Umwelt in der Welt zu bedenken und Verantwortung zu übernehmen. Seit 2006 bearbeiten wir das Thema „Unternehmensverantwortung“ ganzheitlich und systematisch als Bestandteil unserer Geschäftsstrategie.

Um unserer Verantwortung gerecht zu werden, konzentrieren wir uns auf unser Kerngeschäft und dort wiederum auf Bereiche, in denen wir die größten Auswirkungen auf Mensch und Umwelt festgestellt haben. Damit setzen wir klare Schwerpunkte.

Wir treten für Mensch und Natur ein und konzentrieren uns auf die Übernahme von Verantwortung in den Lieferketten und für unsere Kunden, engagieren uns für den Umweltschutz und für die Gesellschaft sowie für unsere Mitarbeiter.

Unser sortimentsbezogenes Engagement wird für den Verbraucher sichtbar durch das Angebot qualitativ hochwertiger Produkte, die unter umwelt- und sozialverträglichen Bedingungen produziert wurden und durch ein Siegel bzw. Label als solche erkennbar sind. Dazu zählen insbesondere verantwortlich erzeugte Kaffeequalitäten, Textilien, die aus verantwortlich angebauter Baumwolle hergestellt wurden, sowie Möbel, die aus Holz aus nachhaltiger Forstwirtschaft gefertigt wurden.

Das Thema Corporate Social Responsibility (CSR) wird bei Ihnen im Unternehmen sehr ernst genommen. Können Sie uns Beispiele aus Ihren Bemühungen im sozialen, ökonomischen und ökologischen Bereich nennen?

1. Verantwortlich angebaute Baumwolle ist ein wichtiges Thema. Daher engagieren wir uns seit Anfang 2008 in der Initiative „Cotton made in Africa“, die von der Aid by Trade Foundation gegründet wurde. „Cotton made in Africa“ möchte die weltweiten Marktchancen für Qualitätsbaumwolle aus Benin, Burkina Faso, Mosambik und Sambia verbessern und dank gesicherter Einkünfte die Lebensqualität von circa 130.000 Kleinfarmern und ihren Familien steigern. Inzwischen machen „Cotton made in Africa“ Textilien 5 Prozent an der Gesamtmenge unserer jährlich verkauften Baumwollprodukte aus, das sind 2,8 Millionen T-Shirts, Pullover, Jacken, Hosen und Heimtextilien.

Mit einem Schulprojekt in sechs Gemeinden in der westafrikanischen Republik Benin fördern wir gemeinsam mit verschiedenen Organisationen die Bildungsmöglichkeiten von Kindern um diesen einen Schulbesuch zu ermöglichen. Erster Schritt: die Bereitstellung von 30.000 Schuluniformen und ausreichend vielen Schulbüchern.

Bei dem Baumwollanbau nach den Regeln der EG-Öko-Verordnung werden Menschen und Umwelt durch besonders schonende Methoden zur Bewässerung, Düngung und Schädlingsbekämpfung streng geschützt. Für die Einhaltung der Regeln des ökologischen Anbaus steht Textile Exchange. Textile Exchange ist eine gemeinnützige Organisation, deren Standards und ihre Einhaltung durch unabhängige Institute zertifiziert werden. Die Organisation setzt sich für die Förderung des Bio-Baumwollanbaus ein. Ihr Ziel ist, den Anteil an Bio-Baumwolle auf langfristig 50% der Weltproduktion zu steigern – momentan liegt der Anteil bei ca. 1%. Tchibo unterstützt diese Ziele als Mitglied von Textile Exchange.

2. Projektübersicht im Einsatz für verantwortliche Kaffeequalitäten (sozial, ökonomisch, ökologisch)
Unser Ansatz ist hierbei: Wir können dauerhaft nur dann beste Kaffeequalitäten anbieten, wenn wir dazu beitragen, die Fruchtbarkeit der Böden zu bewahren und den Kaffeefarmern und Ihren Familien die Lebensgrundlage zu sichern. Damit wir unseren Kunden auch morgen noch beste Kaffeequalitäten anbieten können, engagieren wir uns in zahlreichen Projekten für die Entwicklung eines nachhaltigen Kaffeesektors.

Die Projekte konzentrieren sich auf unterschiedliche Ansätze:

Smartsourcing (in Kenia, Guatemala, Tansania, ein weiteres Projekt ist in Äthiopien geplant)
Wir unterstützen Kaffeefarmer bei der Entwicklung von konventionell zu verantwortlich angebauten Kaffees und bieten diesen Farmern eine Absatzmöglichkeit für ihre Kaffees.

Klima (Kenia)
Zusammen mit Sanganga, GIZ (Gesellschaft für internationale Zusammenarbeit) und der 4C Association werden Trainingsmodule entwickelt und vor Ort erprobt, mit dem Ziel, die Kaffeebauern für die Auswirkungen des Klimawandels zu sensibilisieren und gemeinsam mit ihnen konkrete Anpassungsmaßnahmen zu entwickeln. Zum Projekt gehört auch die Entwicklung eines freiwilligen Moduls in Ergänzung des 4C Standards, der Kaffeebauern helfen soll, sich besser an veränderte Wetterverhältnisse anzupassen.

Sponsoring (in Kenia, Guatemala und Kolumbien)
In Kolumbien geht es um Unterstützung von Kaffeebauern durch den Ausbau einer regionalen Schule und Bau einer Schulkantine in San Juan. In Guatemala sollen insbesondere Kindern von Wanderarbeitnehmern auf den Kaffeefarmen bildungsnahe, altersgerechte Angebote gemacht werden, damit der Zugang zur Schulbildung erleichtert, die Beendigung der Grundausbildung unterstützt und für ältere Kinder eine Weiterbildung ermöglicht wird. In Kenia haben sich die Frauen der Kooperative aus 16.000 Kleinbauern am Mount Kenia entschieden, dass sie Bildungsangebote zu grundlegenden landwirtschaftlichen Techniken, zur Verbesserung ihrer kleinunternehmerischen Fähigkeiten (Hühnerzucht, Gemüseanbau, Milchwirtschaft und neuen Optionen) sowie Trainings zur Verbesserung ihrer Chancen auf Kredit wünschen. Damit wollen sie Fähigkeiten erlernen, die ihnen helfen sollen, das Familieneinkommen zu verbessern oder erfolgreich Gemeinschaftsprojekte zu realisieren.

3. Engagement für soziale Mindeststandards bei Gebrauchsartikeln

Jede Woche überraschen wir unsere Kunden mit Produkten einer neuen und attraktiven Themenwelt. Verantwortliches Handeln ist dabei Teil unseres Qualitätsversprechens. Zur Qualität zählen wir auch die Sicherstellung einer sozialverträglichen Produktion.

Gemeinsam mit der Gesellschaft für internationale Zusammenarbeit (GIZ) starteten wir in 2007 mit unserem PPP Projekt (Public Privat Partnership): „WE“ (Worldwide Enhancement of Social Quality).

„WE“ ist ein Projekt, das weggeht vom erhobenen Zeigefinger hin zur partnerschaftlichen Erarbeitung praktikabler Lösungen. Mit dem Projekt zur Sozialqualifizierung von Lieferanten unterstützt „WE“ 40 Zulieferer in China, Bangladesch und Thailand dabei, international anerkannte Sozialstandards zu beachten. Wir vermittelten dabei nicht nur technisches Know-how, sondern wir geben Managern und ihren Beschäftigten Methoden und Instrumente an die Hand, mit denen sie gemeinsam im Dialog die Herausforderungen in den Produktionsstätten identifizieren und zu diesem Zweck sinnvolle Lösungen entwickeln konnten. Dafür brachten wir neben Managern und Beschäftigten auch weitere Akteure an einen Tisch, die für die Umsetzung von Sozialstandards wichtig sind, wie lokale Regierungsorganisationen und Nichtregierungsorganisationen sowie Beschäftigtenvertreter. Und auch wir als Handelunternehmen wollten verstehen, wie wir mit unserem Einkaufsverhalten Einfluss auf die Verbesserung der Arbeitsbedingungen nehmen können. Daher waren unsere Einkäufer ebenfalls Dialogpartner im Entwicklungsprozess. Im letzten Jahr wurde das Projekt „WE“ aus der Pilotphase in die Echtphase überführt. 40 weitere Produktionsstätten in China und Bangladesch wurden einbezogen.

Der CEO der Tchibo GmbH, Dr. Markus Conrad betont in seinem Bericht zur nachhaltigen Entwicklung von 2009 die Glaubwürdigkeit und Nachhaltigkeit unternehmerischer Entscheidungen. Was genau tut die Tchibo GmbH für ihre Glaubwürdigkeit im ökologischen Bereich gegenüber den Kunden? Wie detailliert informieren Sie Ihre Kunden über die Herkunft und Herstellung Ihrer Produkte?

Tchibo setzt sich mit voller Kraft für eine nachhaltige Entwicklung ein. Um höchste Qualität zu garantieren, verwenden wir für alle unsere Kaffees nur die besten Bohnen der in Höhenlagen wachsenden Arabica-Kaffeepflanzen. Bei der Entwicklung unserer Wochenwelten achten wir von Anfang an auf Funktionalität und Langlebigkeit unserer Produkte.

Qualität bedeutet für uns auch, dass wir Verantwortung für den Schutz unserer Umwelt und die Verbesserung der sozialen Bedingungen unserer Lieferanten und Partner übernehmen.

Wir informieren unsere Kunden über unsere Produkte, die unter nachhaltigen Bedingungen hergestellt wurden und machen auf unsere darüber hinausgehenden Aktivitäten im Bereich Nachhaltigkeit aufmerksam. So geben wir unseren Kunden die Möglichkeit, sich durch ihre Kaufentscheidung gemeinsam mit uns für eine nachhaltige Entwicklung stark zu machen.

Bei der Kommunikation von Nachhaltigkeit am Produkt übernehmen Siegel und Label eine entscheidende Rolle: Sie signalisieren dem Käufer: Dieses Produkt wurde unter verantwortlichen Bedingungen hergestellt. Bei verantwortlich erzeugten Kaffees sind dies das Fairtrade-Siegel, das Siegel der Rainforest Alliance sowie das Bio-Siegel. Textilien, die aus Baumwolle hergestellt wurden, die aus verantwortlichem Anbau stammt, erkennen unsere Kunden am Label „Cotton made in Africa“ sowie „Textile Exchange“.

Viele unserer Produkte bestehen aus Holz. Dabei achten wir darauf, dass der wertvolle Rohstoff aus verantwortlichen Quellen stammt. Seit über zehn Jahren sind alle Tchibo Gartenmöbel aus tropischen oder borealen Wäldern nach den Richtlinien des Forest Stewardship Council zertifiziert – einer unabhängigen Organisation zur Förderung verantwortlicher Waldwirtschaft. Das FSC®-Siegel garantiert: Das Produkt stammt aus umwelt- und sozialverträglich bewirtschafteten Wäldern.

Kunden können sich darüber hinaus über verschiedene Wege informieren: Informationen auf Produktverpackungen, über Flyer und Broschüren, unserem wöchentlich erscheinendem Tchibo Magazin, Fernsehwerbung im Internet unter www.tchibo.de, www.tchibo.com sowie www.tchibo-nachhaltigkeit.de, aber auch im direkten Kontakt mit unseren Filialmitarbeitern oder Ansprechpartnern im Unternehmen.

Was ist die Vision von Tchibo für einen nachhaltigen Umweltschutz?

Wir unterstützen im Rahmen einer integrierten Strategie den Wandel hin zu einer sogenannten Low-Carbon-Economy. Das heißt, wir streben eine Wirtschaftsweise an, die so wenig Treibhausgase wie möglich emittiert und es uns ermöglicht, die internationalen und nationalen Klimaschutzziele zu erreichen. Dazu optimieren wir kontinuierlich die relevanten Wertschöpfungsketten und Prozesse hinsichtlich ihres Ressourcenverbrauchs und Energieeffizienz.

Was für positive Beispiele können Sie aus Ihrem Umfeld für den Umweltschutz nennen?

Nachhaltigkeit heißt für uns außerdem, diese auch hier direkt vor der „Haustür“ zu leben. Daher setzen wir zum Beispiel nur auf Grüne Energie in Verwaltung, Produktion und meisten der rund 850 Filialen. Der Einsatz klimaschonender Transportlösungen ist ein wichtiger Bestandteil unserer strategischen Maßnahmen zum Umweltschutz: Den Fuhrpark unserer Außendienstmitarbeiter stellen wir bis Ende 2012 komplett auf BlueMotion um, mit dem Ziel, eine Optimierung im Hinblick auf den Flotten-CO2-Ausstoß zu erreichen. Beim Projekt LOTOS wollen wir 30% der CO2-Emissionen bis 2015 durch Optimierung der Logistikprozesse einsparen. Und ganz aktuell hat Tchibo zwei E-Smarts in den Fahrzeugpool übernommen, die ab sofort den zwölf Fahrzeuge umfassenden Pool in der Hamburger Zentrale verstärken. Mit einem Test soll die Alltagstauglichkeit der Elektroautos untersucht werden.

Hamburg ist 2011 europäische Umwelthauptstadt. Welchen Tipp möchten Sie stellvertretend für die Tchibo GmbH den Hamburgern, den Unternehmen und der Politik in Hamburg für ein ökologisch nachhaltigeres Hamburg geben?

Nachhaltigkeit fängt im Kleinen an. Jeder Bürger sollte meiner Ansicht nach einen Beitrag leisten: von vernünftiger Mülltrennung übers Umsteigen auf grüne Energie (zum Beispiel ganz einfach mit grünem Strom aus norwegischer Wasserkraft oder dem klimaschonenden Erdgas von Tchibo) bis hin zu effizienter Stromnutzung im Haushalt. Ich selbst schalte beispielsweise sehr konsequent den Standby-Modus bei Fernseher, WLAN und Stereoanlage ab. Auch alte Stromfresser, wie den Kühlschrank, auszutauschen kann richtig Geld und CO2 sparen.  

Tchibo GmbH
Überseering 18
22297 Hamburg

Internet: www.tchibo.com
www.tchibo-nachhaltigkeit.de 



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