Grüne Wirtschaft

Nachhaltigkeit zum attraktiven Preis

THEMENREIHE NACHHALTIGE SUPERMÄRKTE | Der Discounter ALDI-SÜD verfolgt das Ziel, sein Sortiment nachhaltiger und gleichzeitig preiswerter zu gestalten.

THEMENREIHE NACHHALTIGE SUPERMÄRKTE | Der Discounter ALDI-SÜD verfolgt das Ziel, sein Sortiment nachhaltiger und gleichzeitig preiswerter zu gestalten.

14.10.2016 - Bild: © ALDI SÜD

UMWELTHAUPTSTADT.de: ALDI hat 2016 zum ersten Mal nach den weltweit anerkannten Leitlinien der Global Reporting Initiative (GRI G4) einen Nachhaltigkeitsbericht veröffentlicht. Auf welche Verbesserungen unter Nachhaltigkeitsgesichtspunkten sind Sie am meisten stolz?

PHILIPP SKORNING (Stellvertreter der Geschäftsführer Zentraleinkauf bei ALDI SÜD in Deutschland): Unser Engagement zielt auf die Bereiche Kunden, Lieferkette, Mitarbeiter, Gesellschaft und Umwelt ab. Nehmen wir zum Beispiel die Fortschritte in den Bereichen Lieferkette und Umwelt in Deutschland.

Unsere Eigenmarkenartikel müssen strenge Kriterien erfüllen, bevor sie im Regal landen: Palmölhaltige Food-Produkte enthalten ausschließlich RSPO-zertifiziertes Palmöl aus physischen Lieferketten. 100% unserer Schokoladen und kakaohaltigen Gebäckartikel tragen das UTZ- oder Fairtrade-Label. Von unseren Papier- und Holzprodukten sind 81 Prozent FSC®- oder PEFC-zertifiziert oder bestehen aus recycelten Materialien. Bei Fisch und Meeresfrüchten erzielen wir über 70 Prozent unseres Umsatzes durch nachhaltig zertifizierte Produkte mit den Zertifizierung der Standards MSC, ASC, Bio oder GLOBALG.A.P. Unsere Lieferanten und Produzenten von Gebrauchsartikeln, die in sogenannten Risikoländern fertigen, verpflichten wir zur Einhaltung von Sozialstandards. Wir beziehen lediglich Produkte aus gültig auditierten Produktionsstätten. Unterstützung in der Bewertung der Produktionsstätten erhalten wir durch unsere eigene CR-Unit Asia mit Sitz in Hongkong.

Durch die Umstellung auf Mehrwegkisten im Bereich Obst und Gemüse konnten wir seit 2010 über 250 Millionen Kartonverpackungen einsparen. Den Ausstoß von CO2 haben wir in unseren Logistikzentren von 2012 bis 2014 um 44 Prozent senken können. Allein im vergangenen Jahr haben wir so insgesamt 111.353 Tonnen CO2 eingespart. Dafür sind wir kürzlich mit dem „Lean and Green Star“ ausgezeichnet worden.  Auch was das Thema Energie angeht, handeln wir immer klimafreundlicher: Ende des Jahres werden wir auf zahlreichen Logistikzentren und auf rund 1250 unserer insgesamt 1860 Filialen eine Solaranlagen installiert haben. Rund 50 Filialen verfügen zudem über Ladestationen für Elektrofahrzeuge und  -fahrräder.

Als Unternehmensgruppe ALDI SÜD versorgen wir tagtäglich Millionen von Kunden in Europa, den USA und Australien. Daraus ergibt sich eine besondere Verantwortung, der wir auch mit der Veröffentlichung unseres Nachhaltigkeitsberichtes nachkommen. Darin erläutern wir transparent, klar und allgemeinverständlich unsere Strategien und Ziele im Bereich Nachhaltigkeit – und zwar freiwillig und unabhängig von der kommenden gesetzlichen Pflicht zur CSR-Berichterstattung. Das ist eine große Errungenschaft, die durch unsere internationale CR-Abteilung für alle ALDI SÜD-Länder koordiniert wurde.

Wie grenzen Sie sich gegenüber anderen Supermarktketten in Bezug auf Ihr Nachhaltigkeitsengagement ab, was machen Sie besser?

Zusammen mit Partnern setzen wir uns entlang der Lieferketten in verschiedenen Projekten für die Verbesserung der sozialen und ökologischen Bedingungen ein, so unterstützen wir zum Beispiel in Honduras Fairtrade-Kaffeekooperativen bei der Verbesserung ihrer Lebens- und Arbeitsbedingungen. Zudem beteiligen wir uns an zahlreichen Branchen- und Multistakeholderinitiativen wie beispielsweise der Initiative Tierwohl, dem Forum Nachhaltiger Kakao e.V. sowie dem Bündnis für nachhaltige Textilien. Unsere Marktstellung versetzt uns in die Lage, Branchenstandards positiv beeinflussen zu können. Wir konzentrieren uns dabei jedoch ganz auf unsere Strategie und die Ansprüche unserer Kunden. Für uns ist dabei nicht maßgeblich, wie andere Unternehmen vorgehen. Wenn sie regional und global dazu beitragen, die Produktions- und Arbeitsbedingungen im Sinne einer ökologischen und sozialen Nachhaltigkeit zu verbessern, begrüßen wir das.

Bei welchen Produktgruppen erkennen Sie aus Verbrauchersicht eine gestiegene Nachfrage nach BIO bzw. wo greifen Verbraucher öfter als vorher zu einer nachhaltigen Produkt-Alternative?

Grundsätzlich versuchen wir, unser gesamtes Angebot zunehmend nachhaltiger zu gestalten. Deshalb haben wir für relevante Bereiche unseres Eigenmarken-Angebots Einkaufspolitiken – zum Beispiel für Kaffee, Fisch und Tierwohl – mit verbindlichen Anforderungen verabschiedet. Seit 2006 erleben wir eine steigende Nachfrage, was Bio-Produkte angeht. Entsprechend bemühen wir uns, unser Produktsegment schrittweise auszubauen und unseren Kunden zusätzliche Alternativen zum bewährten Sortiment zu bieten. Wir führen aktuell rund 150 Bio-Produkte als Standard-, Saison- und Aktionsartikel. Im Jahr 2015 hat die Unternehmensgruppe ALDI SÜD 5,6 Prozent ihres Lebensmittelumsatzes mit zertifizierten Bio-Produkten erzielt, damit sind wir führend unter den großen Unternehmen des deutschen Lebensmittelhandels. Die Nachfrage ist ungebrochen, entsprechend werden wir das Angebot anpassen.

Sind vielen Deutschen Bio-Lebensmittel (noch) zu teuer?

Der Nachhaltigkeitsgedanke beschränkt sich nicht auf wenige Produkte, sondern ist ein Standard. Wie erwähnt, ist unser generelles Ziel, unser Sortiment nachhaltiger und gleichzeitig preiswert zu gestalten. Das erreichen wir durch unsere schlanken Strukturen und effizientes Arbeiten. Wir wollen zeigen, dass Nachhaltigkeit nicht nur zu einem hohen, sondern auch zu einem attraktiven Preis möglich ist. Unsere Kunden nutzen das Angebot gern. Das zeigt uns, wir sind auf dem richtigen Weg.

BIO-Angebote werden nicht von allen Konsumenten per se als die nachhaltige Alternative geschätzt. Wie gewährleisten Sie Transparenz und sorgen dafür, dass Verbraucher Ihren Produkten vertrauen können?

Vertrauen schaffen wir unter anderem durch strenge Qualitätskontrollen. Das von uns für Obst und Gemüse geforderte Rückstandsmonitoring gilt zum Beispiel auch für ökologisch erzeugte Obst- und Gemüseprodukte. Um Rückstände von Pflanzenschutzmitteln möglichst auszuschließen, fordern wir von allen Lieferanten zusätzlich zum EU-Bio-Siegel ein etabliertes Rückstandsmonitoring. Um sicherzustellen, dass es sich bei der eingekauften Ware tatsächlich um Bio-Ware handelt, verlässt sich ALDI SÜD außerdem nicht ausschließlich auf staatliche Kontrollen, sondern wird auch selbst aktiv. So prüfen wir in unseren Bio-Audits den Mengenfluss der ausgelieferten Bio-Rohware beim Lieferanten bis zum produzierten Fertigprodukt.

Transparenz erzeugen wir beispielsweise durch unsere Verbraucherinformation. Begleitend zur
Veröffentlichung unserer CR-Broschüre haben wir für den Standort Deutschland eine Broschüre und eine eigene Webseiten erstellt, die zentrale Punkte noch einmal erläutert. Für mehr Transparenz haben wir ebenso mit unserer „7 Siegel“-Kampagne gesorgt. Dabei haben wir den Verbrauchern sieben wichtige Nachhaltigkeitssiegel unseres Sortiments vorgestellt und erläutert. Die Kampagne richtete sich an die gesamte Familie und soll vor allem Kinder als künftige Generation umfassend über nachhaltige Produkte informieren.

Wie nachhaltig ist die deutsche Supermarktlandschaft insgesamt ihrer Einschätzung nach im europäischen Vergleich aufgestellt? Wo gibt es noch Schwachstellen bzw. Verbesserungsbedarf?

Wir sind uns der Verantwortung, die unsere Marktstellung mit sich bringt, bewusst und versuchen, sie im Sinne der Nachhaltigkeit positiv zu nutzen. Wir richten uns nach den Ansprüchen unserer Kunden und vertrauen weiter auf unsere bewährte Strategie sowie die ausgezeichnete Zusammenarbeit mit unseren Partnern und anderen Marktteilnehmern. Wenn andere uns damit folgen, freut uns das.

Glauben Sie, dass in 10 Jahren alle Supermärkte nur noch grüne Produkte im Angebot haben werden?

Wie erwähnt sind Bio-Produkte sehr gefragt und haben sich in unserem Sortiment fest etabliert. Die Nachfrage wird bleiben. Wie sie sich in den nächsten zehn Jahren entwickeln wird, dazu lässt sich heute keine seriöse Prognose abgeben.

Verraten Sie uns, wie sich Ihr Unternehmen in Sachen Nachhaltigkeit in den nächsten 3 Jahren weiterentwickeln wird? Welche Meilensteine streben Sie an?

Neben den erwähnten kurzfristigen Zielen stehen in den nächsten Jahren viele weitere Projekte an. Dazu gehört zum Beispiel, dass wir ab Ende 2016 nur noch Bananen mit Fairtrade- und Bio-Siegel sowie Bananen von Rainforest-Alliance-zertifizierten Farmen anbieten. In unserer Holz-Einkaufspolitik haben wir uns das Ziel gesetzt, dass bis 2020 alle Sortiments- und Aktionsartikel aus Papier, Holz oder Zellulose entweder aus 100 Prozent Recyclingmaterial bestehen oder mit dem FSC®- bzw. dem PEFC-Zertifikat ausgezeichnet sind. Auch das Energiesparen wird unser Thema bleiben. Ab 2017 kommen zum Beispiel bei der Beleuchtung unserer Filialen ausschließlich LED-Lampen zum Einsatz. Und wir haben weitere Pläne für Projekte, Einkaufspolitiken und Netzwerkprozessen. Sie dürfen sich auf viele Ideen und Neuerungen freuen.

Vielen Dank



Mehr zu den Themen:   aldi süd aldi

Kommentar erstellen

Name *
E-Mail *
URL
Kommentar *


Grüne Unternehmen