Grüne Wirtschaft

Interviewreihe: Green Marketing - Im Interview Bernd Eberle, CEO der Eberle GmbH Werbeagentur GWA

"Bei der Entwicklung einer Nachhaltigkeitsstrategie geht es nicht darum, ein perfekter Musterknabe zu sein, sondern um das echte Bemühen, die Welt ein kleines Stückchen besser zu machen", so Bernd Eberle.

"Bei der Entwicklung einer Nachhaltigkeitsstrategie geht es nicht darum, ein perfekter Musterknabe zu sein, sondern um das echte Bemühen, die Welt ein kleines Stückchen besser zu machen", so Bernd Eberle.

13.09.2016 - Bildquelle: Eberle Werbeagentur

UMWELTHAUPTSTADT.de: Herr Eberle, bitte stellen Sie uns doch einmal Ihr Unternehmen sowie Ihre Kernleistungen vor?

BERND EBERLE: Die Eberle Werbeagentur mit Eberle Brand Design ist in separaten Units für Kommunikation, Packungsdesign und Fotografie organisiert und betreut hauptsächlich Hersteller und Händler von Konsumgütern, die überwiegend in den Bereichen Bio und Nachhaltigkeit angesiedelt sind.

Unser Leistungsspektrum umfasst die Entwicklung von Markenstrategien, deren Umsetzung im Markenauftritt wie beispielsweise durch Corporate Design und Packungsdesign sowie integrierten Kommunikationskonzepten von der klassischen Werbung über Trade-Marketing, Verkaufsförderung bis hin zu digitalen Umsetzungen.

Nachhaltigkeit bedeutet für uns auch Langfristigkeit: So arbeitet die Agentur seit 1992 für Weleda, seit 1994 für Holle Babynahrung, seit 1995 für Alnatura, seit 1998 für Voelkel Säfte und ebenfalls seit Jahren für zahlreiche weitere Kunden aus dem Biobereich wie dem Demeter Verband, Davert, Schrozberger Milchbauern, Natur Compagnie und vielen mehr.

Wir sind zudem seit 2011 komplett CO² neutral. Unsere nicht vermeidbaren Emissionen werden kompensiert über Zertifikate, die aus Biokompostprojekten der Sekem-Farm in Ägypten stammen.

Gegründet wurde die Agentur 1950, ist inhabergeführt in der dritten Generation und beschäftigt mit einem Rohertrag von 5 Mio. derzeit knapp über 50 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter.

Haben Sie eine Definition für den Begriff „Green Marketing“?

Nein. Ich finde die Bezeichnung „Green Marketing“ auch nicht sonderlich sympathisch, da sie eher nach Green-Washing und übergestülpten Strategien klingt. Wir verwenden den Begriff  nicht in unserem aktiven Wortschatz und aus unserem Kundenkreis nutzt ihn auch niemand für die eigenen Aktivitäten. Bedauerlicherweise gibt es keine brauchbare Alternative. Aber vielleicht ist das auch nicht nötig – wir nennen das, was wir machen, meist einfach „werteorientierte Markenführung.“

Nachhaltiges oder grünes Marketing war lange Zeit verpönt und galt als „Greenwashing“. Was meinen Sie, ist eine solche Denke überholt und wenn ja, weshalb?

Entscheidend sind immer Motivation und Kontext, die hinter „Greenwashing-Kampagnen“ stecken sowie das Maß an Transparenz, welches ein Unternehmen zulässt.

Wir versuchen so zu arbeiten, dass wir die Marketingmaßnahmen aus dem Markenkern und dem Wertekanon einer Firma heraus ableiten. Dann sind sie nicht nur glaubwürdig, sondern entwickeln auch eine wirkliche Kraft, da die Verbraucher die Authentizität spüren.

Das heißt jedoch nicht, dass wir grundsätzlich andere Vorgehensweisen verurteilen. Es ist durchaus positiv, wenn Firmen einen Teil ihrer Erlöse nachhaltigen Projekten zugutekommen lassen wie zum Beispiel Krombacher seinem Regenwaldprojekt oder auch die umstrittene Aktion von Procter & Gamble, die mit dem Erlös aus Pampersverkäufen Tetanusspritzen für Babys in Entwicklungsländern finanzieren.

Zu verurteilen ist so etwas dann, wenn die Firmen nicht ehrlich und authentisch kommunizieren und etwas anderes vorgaukeln, als wirklich dahinter steckt. Aber wir meinen, dass solche Schüsse früher oder später nach hinten los gehen.

Für wen eignet sich eigentlich Green-Marketing? Für Unternehmen die schon nachhaltig ausgerichtet sind oder auch für Neulinge?

Wie gesagt, den Begriff „Green-Marketing“ würde ich so nicht verwenden wollen.

Alle Unternehmen können eine Nachhaltigkeitsstrategie entwickeln und das, was sie Positives bewirken, auch in der Kommunikation für ihr Image einsetzen. Dabei geht es nicht darum, ein perfekter Musterknabe zu sein, sondern um das echte Bemühen, die Welt ein kleines Stückchen besser zu machen und auch sich selbst zu verbessen. Interessant ist daran, dass die Menschen ja auch nicht nach perfekten Musterknaben verlangen – sie wollen nur nicht verarscht werden, um das mal in aller Deutlichkeit zu sagen.

Welche gesellschaftlichen Entwicklungen spielen für Unternehmen im Rahmen grüner Marketingkampagnen eine Rolle und welche äußeren und inneren Einflüsse (Stichwort SWOT) müssen Marketer berücksichtigen?

Diese Frage allgemein zu beantworten ist schwierig. Grundsätzlich spielen natürlich alle Entwicklungen rund um ein Unternehmen eine Rolle – sowohl die Produkte betreffend als auch die Mitarbeiter oder die Chancen, Mitarbeiter zu gewinnen. Mitarbeiter sind unserer Meinung nach sowieso zunehmend bedeutsam in Zeiten boomender Märkte und einer sich stark veränderten Alterspyramide. Auch werden „nachhaltige Werte“ wichtiger als rein monetäre. Das betrifft sowohl die eigene „Life-Balance“ als auch das Verhalten des Unternehmens im gesellschaftlichen Kontext.

Wie können Unternehmen in ihrer nachhaltigen Ausrichtung oder ihren grünen Produkten authentisch werben? Welche Dinge gilt es im Rahmen einer Kommunikationsstrategie zu beachten?

Entscheidend ist, dass sich alle Positionierungen zu 100 Prozent mit dem Markenkern und den Werten eines Unternehmens decken. Nur dann ist man wirklich glaubwürdig und nur dann entwickelt man auch die Strahlkraft, von der eine Marke langfristig und nachhaltig profitiert.

Wie muss im Unternehmen der Nachhaltigkeitsgedanke gelebt werden, Top-down oder Bottom-up?

Sowohl Top-down als auch Bottom-up. Denn: man kann weder von unten aus das „Oben“ verändern, wenn es nicht will, noch es dem „Unten“ einfach so von oben aufdrücken. Entscheidend ist auch hier, dass es eine Kultur im Unternehmen gibt, die Nachhaltigkeit befördert und das wiederum hängt natürlich mit den gelebten Werten zusammen.

Welche Best-Practice-Beispiele aus Ihrer beruflichen Tätigkeit können Sie berichten? Haben Sie Beispiele, die vielleicht sogar als Vorbild für andere Unternehmen dienen können?

Best-Practice-Beispiele sind all diejenigen, die nicht – jetzt verwende auch ich mal ausnahmsweise diesen Begriff – Green-Marketing betreiben, weil es modern ist, sondern weil sie eine authentische und vielleicht grüne Idee ihres Unternehmens vermarkten möchten. Wir haben das große Glück, dass dies bei fast allen unserer Kunden der Fall ist, sei es Weleda, Alnatura, die Schrozberger Milchbauern oder Davert. Die Firma Davert hat ihren Umsatz übrigens seit dem Relaunch mit uns in den letzten drei Jahren verdoppelt.

Was passiert eigentlich mit dem Wettbewerbsvorteil „Nachhaltigkeit“, wenn irgendwann jedes Unternehmen nachhaltig unterwegs ist, wie können sich dann grüne Unternehmen vom Wettbewerb differenzieren?

Wenn alle wirklich nachhaltig unterwegs sind, wäre das Ziel erreicht.

Aber das Thema Nachhaltigkeit ist kein Marketingallheilmittel. So wie Bio inzwischen schon eine generische Produkteigenschaft ist, wird Nachhaltigkeit das hoffentlich auch einmal werden, was ich allerdings eher nicht glaube. Das heißt, Unternehmen müssen ihre Markenarbeit trotzdem sauber erledigen und sich mit einem Bündel von Alleinstellungsmaßnahmen einen eigenen Platz im Marktumfeld erarbeiten.

Welchen Ratschlag im Bezug auf Nachhaltigkeit möchten Sie deutschen Unternehmen geben?

Die deutschen Unternehmen neigen oft dazu, erst alles perfekt machen zu wollen, bevor sie es kommunizieren. Aber wie gesagt, es geht nicht darum, perfekt zu sein. Aber auch nicht darum, den Leuten was vorzugaukeln. Erzählen Sie Ihnen ehrlich und authentisch das, was Sie in dieser Richtung tun. Dann werden es Ihnen Ihre Kunden danken.




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