Grüne Wirtschaft

Nachhaltig gestaltetes Bauen

Im Interview: Bettina Klump-Bickert, sie ist Nachhaltigkeitsmanagerin bei der DAW-Firmengruppe.

Im Interview: Bettina Klump-Bickert, sie ist Nachhaltigkeitsmanagerin bei der DAW-Firmengruppe.

UHS.de: Frau Klump-Bickert, Sie sind im Nachhaltigkeitsmanagement bei der DAW-Firmengruppe tätig, worin ist Ihr Unternehmen spezialisiert?

BETTINA KLUMP-BICKERT: Die DAW SE ist Europas größter privater Hersteller von Baufarben und Lacken, Wärmedämm-Verbundsystemen und Bautenschutzprodukten. Damit eröffnet sich für unser Unternehmen, zu dem so bekannte Marken wie Caparol und Alpina gehören, im Bereich Nachhaltigkeit ein breites Wirkungsfeld. Die DAW SE ist ein inhabergeführtes Familienunternehmen, dem es in seiner 118-jährigen Firmengeschichte immer wieder gelang, zukunftsorientierte Maßstäbe zu setzen und Tradition und Innovation nachhaltig miteinander zu verbinden.

Was sind die typischen Nachhaltigkeitsanforderungen Ihrer Branche?

Nachhaltig gestaltetes Bauen ist gerade in Bezug auf den Klimaschutz ein großes und wichtiges Thema. Gebäude gehören zu den größten Emittenten von Kohlendioxid. Sie sind für mehr als 40 Prozent des globalen Energieverbrauches verantwortlich – und damit auch einen Großteil der weltweiten Treibhausgasemissionen. Ob im Neubaubereich oder bei Sanierungen, wir bieten mit unseren innovativen Beschichtungssystemen Lösungen für ein Plus an Umweltschutz, Energieeffizienz und Wohngesundheit. Darüber hinaus schützen unsere Produkte Gebäude vor Witterungseinflüssen und Verfall. Sie tragen so zu einem nachhaltigen Werterhalt und einer schönen Lebens- und Arbeitsumwelt bei. Zusammenfassend kann man sagen: Die DAW möchte mit ihren Marken einen Beitrag für eine gute Gebäude-Lebenszyklusbilanz leisten und den Menschen, die darin leben und arbeiten, ein nachhaltiges Wohlfühlen ermöglichen.

In Ihrer Nachhaltigkeitsbroschüre ist zu lesen, dass der Erfindergeist Ihr Unternehmen seit jeher geprägt hat. Welche Rolle spielt Pionierarbeit heutzutage bei der DAW-Firmengruppe?

Die DAW SE haben sich zum Ziel gesetzt, in puncto Nachhaltigkeit eine Vorreiterrolle innerhalb der Branche einzunehmen. Dementsprechend hat das Thema im Unternehmen eine hohe Bedeutung und eine lange Tradition. Seit der Unternehmensgründung 1895 konzentrieren wir uns auf die Erforschung, Herstellung und Vermarktung qualitativ hochwertiger und innovativer Beschichtungssysteme, die für Themen wie Umweltschutz, Wohngesundheit, Energieeffizienz und Werterhaltung der Gebäude stehen. Auch im eigenen Unternehmen gehen wir neue Wege für mehr Nachhaltigkeit. So waren wir das erste Unternehmen der Branche, das ein zertifiziertes Energiemanagementsystem nach ISO 50001 eingeführt hat. Es umfasst die Planung und den Betrieb unserer energietechnischen Erzeugungs- und Verbrauchseinheiten – mit dem Ziel, bis 2015 15 Prozent Energie einzusparen (kWh auf Basis der Daten von 2009). Im Vordergrund stehen für uns hierbei die Schonung von Ressourcen, der Klimaschutz und die Möglichkeit für Kostensenkungen.

Auf welche Innovation der letzten Jahre sind Sie besonders stolz, und was hat diese verändert?

Zur Nachhaltigkeit gehört auch Know-how Vermittlung und eine fundierte, kundenorientierte Beratung. Mit dem Nachhaltigkeitsdatenblatt, das Caparol bei der internationalen Fachmesse FARBE – Ausbau & Fassade“ (FAF 2013) erstmals vorgestellt hat, haben wir einen neuen Standard bei der Informationsvermittlung im Bereich der nachhaltigen Produkt-Informationen gesetzt. Dieses neue Instrument bietet Planern, Architekten, Malerunternehmen und auch Endverbrauchern alle Informationen, die für die Dokumentation einer nachhaltigen Gebäudezertifizierung benötigt werden. Ein solches Beratungsprodukt fehlte bislang auf dem Markt, und es freut uns sehr, dass wir hierauf durchweg positive Resonanz bekommen.

Doch es gibt noch andere Innovativen, auf die wir stolz sind: Einer der deutlichsten Trends im Bereich der Innenraumgestaltung in den vergangenen Jahren ist der Wandel hin zu umwelt- und gesundheitsorientierten Farben und Lacken. Bereits 1985 brachten wir mit Indeco-plus eine der weltweit ersten emissionsminimierten und lösemittelfreien E.L.F.- Innenfarben auf den Markt. Heute sind emissionsminimierte und lösemittelfreie Produkte ein bedeutendes Marktsegment mit einer breiten Palette an Einsatzgebieten. Das Kundenspektrum umfasst Menschen, die in einer nachhaltig gestalteten Wohnumwelt leben möchten genauso wie Allergiker oder Kinder sowie generell Menschen, denen Kriterien wie lösemittelfrei und wasserverdünnbar wichtig sind.

Thema Nachhaltige Klimaschutzhüllen: Wärmedämm-Verbundsysteme (WDVS) dienen dazu, Gebäude energieeffizienter zu machen. Das Dämmen der sogenannten Gebäudehülle wurde 1957 von Ihrem Unternehmen mitentwickelt. Auf welchem technischen Stand ist die Entwicklung dieser Klimaschutzhüllen heute, was ist sozusagen State of the Art?

Im Hinblick auf die Klimathematik und die damit verbundenen gesetzlichen Regelungen sind Wärmedämm-Verbundsysteme (WDVS) wirklich ein Gebot der Stunde. Daher sind wir stolz darauf, in diesem Bereich eine Schlüsselinnovation entwickelt zu haben.

Die 2002 auf den Markt gebrachte „Dalmatiner-Fassadendämmplatte“, die wegen ihrer schwarz-weißen Sprenkelung so genannt wird, kombiniert die Vorteile von weißem und grauem Polystyrol. Durch ihre thermische Unempfindlichkeit ist sie bei nahezu jeder Verarbeitungstemperatur formstabil und ermöglicht eine bessere Dämmwirkung oder eine Reduzierung der Dämmschicht.

Die neueste Innovation unseres Hauses im Bereich WDVS ist die Fassadendämmplatte S 024. Sie wurde im Oktober mit dem Iconic Award 2013 des Rates für Formgebung ausgezeichnet. Die sogenannte ‚Sandwich-Platte‘ besteht aus einem Polyurethan-Dämmkern, der von beiden Seiten mit einer Dalmatiner-Oberfläche umgeben ist. Diese innovative Materialkombination sorgt für 30 Prozent mehr Dämmleistung an der Fassade bei einer Verminderung der Plattendicke. Oder kurz gesagt: Besser dämmen, weniger heizen, mehr Geld sparen – gute Aussichten für die Wohnungswirtschaft und private Bauherren.

Günstige Verkaufspreise sind gemeinhin ein gutes Verkaufsargument. Ihr Unternehmen hat sich der Qualität verschrieben, was zur Folge hat, dass bei Ihnen das Kostenargument eher mittelfristig eine Rolle spielt. Nennen Sie uns ein paar Beispiele, bei denen Ihre Kunden Kosten einsparen trotz höherer Anschaffungspreise.

Nun Qualität rechnet sich. Lassen Sie mich dies am Bespiel der Premium-Fassadenfarben von Caparol erläutern. Vor einigen Jahren haben wir die Nano-Quarz-Gitter (NQG) Technologie entwickelt und auf den Markt gebracht. Sie bewirkt eine maximale Resistenz gegen Schmutzpartikel aus der Luft sowie gegen Algen- und Pilzbefall. Der enge Verbund der mikroskopischen NQG-Struktur macht die Oberfläche hart und stabil. Somit können Schutzpartikel weniger gut anhaften, und der lose Schmutz wird beim nächsten Regen einfach abgewaschen. Der damit verbundene Langzeitschutz sorgt für einen hohen und besonders nachhaltigen Werterhalt, da die Renovierungszyklen deutlich verlängert werden. Wenn Sie das über den gesamten Lebenszyklus eines Gebäudes betrachten, kann ein gesamter Sanierungsschritt entfallen und die Immobilienbesitzer in der Regel mehr als 20 Prozent der Renovierungskosten einsparen. Das rechnet sich.

Wie würden Sie Ihre Unternehmensverantwortung gegenüber Ihren Stakeholdern beschreiben?

Als Farbenhersteller ist es uns ein besonderes Anliegen, die Lebensräume von Menschen behaglich und schön zu gestalten. Farbe ist ein Wohlfühlfaktor, daher prägt dieser zentrale Gedanke auch unser gesellschaftliches Engagement. Wo man auch hinblickt – Farben begleiten uns durch unser Lebens- und Arbeitsumfeld – vom Kindergarten über Bürogebäude bis hin zum öffentlichen Raum in einer Stadt. Daher engagiert sich unser Unternehmen besonders in den Bereichen, in denen unsere fachliche Kompetenz gefragt ist. Das Spektrum reicht vom Sponsoring von Farben für Kindermalaktionen in sozialen Brennpunkten bis hin zu unserem renommierten Architekturpreis „Farbe –Struktur – Oberfläche“.

Die DAW ist ein Familienunternehmen. Was, würden Sie sagen, sind für Ihre Mitarbeiter die größten Vorteile dieses Status?

Als Familienunternehmen gehören traditionelle Familienwerte wie beispielsweise Respekt, Offenheit, Ehrlichkeit und Loyalität bei uns zur gelebten Unternehmenskultur. Sie wird maßgeblich von der Inhaberfamilie geprägt, gelebt und auch persönlich vorgestellt, wie beispielsweise an unserem Begrüßungstag für alle neuen Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen, dem „Welcome@daw“-Tag. Im Vordergrund unserer Arbeitskultur stehen ein vertrauensvoller und fairer Umgang untereinander – was sich dann auch in einer langen Unternehmenszugehörigkeit widerspiegelt. Eine gute Resonanz haben wir auch auf unser Internationales Management- und Vertriebs-Nachwuchsprogramm erhalten, das 2012 von Absolventum.de mit einem Preis ausgezeichnet wurde. Hierauf sind wir besonders stolz.

Warum ist Ihr Unternehmen ein guter Arbeitgeber für Frauen? (Diese Frage findet in Kooperation mit der Women & Work statt, dem größten Frauenkongress Deutschlands)?

Als mittelständisches Unternehmen sind wir heute mehr denn je auf kompetente und begeisterungsfähige Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter angewiesen. Viele der Tätigkeiten bei der DAW sind klassische Männerberufe, die von Frauen noch nicht so entdeckt wurden. Daher beteiligen wir uns seit Jahren an den jährlichen „Girls-Days“, die heranwachsenden Mädchen einen Einblick in „typische Männerberufe“ geben sollen. Weiterhin freuen wir uns, dass 50 Prozent der neu eingetretenen jungen Hochschulabsolventen bei uns Frauen sind und sie somit von sich aus die DAW als einen attraktiven Arbeitgeber ausgewählt haben. Für den weiteren Lebensweg bieten wir gezielte Bausteine für eine Vereinbarkeit von Familie und Beruf an. 2009 wurde zum Beispiel die betriebseigene Kinderkrippe „DAW Rüsselbande“ für Kinder unter drei Jahren auf dem Werksgelände eröffnet. Und für Kinder über drei Jahren stehen reservierte Plätze im Kindergarten zur Verfügung. Home-Office-Arbeitsplätze und flexible Arbeitszeitmodelle ermöglichen außerdem, Beruf und Familie in Einklang in bringen, auch in Hinblick auf Pflegebedürftigkeit von Angehörigen.

Welchen Kurs wird Ihr Unternehmen in den kommenden Jahren einschlagen, wie entwickelt sich die DAW weiter?

Die zunehmende Orientierung von Wirtschaft und Verbrauchern am Leitbild der Nachhaltigkeit kommt der DAW-Firmenphilosophie sehr entgegen. Die Inhaberfamilie und Unternehmensleitung legen besonderen Wert darauf, das Selbstverständnis als Familienunternehmen mit mittelständischen Wurzeln zu erhalten und die Werte sowie die Kultur des Unternehmens daraus abzuleiten. Hierzu gehören maßgeblich die Prinzipien einer nachhaltigen Entwicklung – also ein Gleichklang von Ökonomie, Ökologie und sozialen Aspekten. Kurzfristige Gewinnziele haben bei der DAW nie das Handeln bestimmt, sondern immer die langfristige Ertragsperspektive. Der Beitritt zum Global Compact der Vereinten Nationen bekräftigt diese Unternehmenshaltung. Wir bekennen uns darin zu den zehn Grundwerten aus den Bereichen Menschenrechte, Arbeitsnormen, Umweltschutz und Korruptionsbekämpfung. Mit unserem Engagement im Global Compact möchten wir uns aktiv für die Umsetzung dieses weltweit anerkannten Nachhaltigkeitsstandards einsetzen.




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