Grüne Wirtschaft

Im Interview: Nichola Sheargold, Design Ingenieurin bei Dyson

Nichola Sheargold: „Als Ingenieurin sehe ich ein Produkt nie als fertig entwickelt an - es gibt immer Raum für Verbesserungen.\"

Nichola Sheargold: „Als Ingenieurin sehe ich ein Produkt nie als fertig entwickelt an - es gibt immer Raum für Verbesserungen.\"

Frau Sheargold, Sie sind Ingenieurin bei Dyson. Auf der IFA 2012 in Berlin werden Sie das neueste Dyson Produkt und eine neue Studie zur Umweltverträglichkeit des Staubsaugens vorstellen. Wie innovativ ist das neue Produkt?

Forschung und Entwicklung ist das Lebenselixier der Dyson. Der neue Digital Slim-Akku-Staubsauger ist das Ergebnis von drei Jahren Forschung und Entwicklung, in denen wir eine neue Art des Staubsagens entwickelt haben. Im Herzen des neuen Staubsaugers ist der Dyson Digitale Motor, der mit bis zu 104.000 Umdrehungen pro Minute rotiert, das ist fünf Mal schneller als ein Formel Eins-Wagen. Wir haben an der Entwicklung dieses Motors über zehn Jahre lang gearbeitet. Das ist der Grund, weshalb wir solche leichten Akku-Staubsauger herstellen können.

Als Ingenieurin sehe ich ein Produkt nie als fertig entwickelt an - es gibt immer Raum für Verbesserungen. Deshalb haben wir im Bereich der Akkusauger unsere Entwicklung immer weiter fortgeführt und Schritt für Schritt Veränderungen vorgenommen. Wir haben Prototyp um Prototyp entwickelt, bis wir endlich einen Staubsauger mit einer längeren Laufzeit und verbesserten Balance hatten. Wir haben das einfache und doch geniale Hebelgesetz des Archimedes in ein perfekt konfiguriertes Gerät umgesetzt, das hervorragend in der Hand liegt.

 

Ihr neuer Kollege und CEO bei Dyson heißt Max Conze. Herr Conze ist ein erfahrener deutscher Manager und war bereits in der Vergangenheit für Dyson tätig. Welche Werte und Ideen aus Sicht der Ingenieure kann Herr Conze bei Dyson einbringen?

Max hat auf der ganzen Welt gearbeitet - in Großbritannien, den USA, Deutschland, der Schweiz und auch in China. Er gibt dem Unternehmen eine globale Perspektive und er will Dyson noch stärker als Technologie-Unternehmen positionieren. Er unterstützt deshalb alle Bereiche des Unternehmens. Aber er ist auch fordernd. Er setzt sich selbst und seinen Mitarbeitern hohe Ziele. Dies erlaubt es dem Unternehmen, sich weiter zu entwickeln, weiter zu wachsen. Er hat sich zur Aufgabe gemacht, unsere Technologie von seiner besten Seite zu zeigen.

 

Erzählen Sie uns ein bisschen von Ihren Neuheiten auf der IFA 2012.

Auf der IFA haben wir den DC45 präsentiert, unseren neuesten kabellosen Staubsauger. Mehr und mehr Menschen leben in städtischen Gebieten, häufig auf engstem Raum. Das Thema Reinigung musste deshalb ganz neu angegangen werden. Mit dem kompakten und wendigen DC45 können Menschen in kleinen Wohnungen alle Zimmer reinigen und das Gerät dann einfach wegstellen. Für Menschen in größeren Haushalten ist der DC45 als zusätzlicher Staubsauger ideal, zum Beispiel, um zwischendurch sauber zu machen.

Bei Dyson sehen wir uns an, was die Menschen in ihrem Alltag ärgert und nutzen dies als Ausgangspunkt, um neue Produkte zu entwickeln. Unsere Geräte halten mit den Veränderungen des täglichen Lebens Schritt. Der DC45 ist unsere Antwort auf das Problem von Menschen, die immer weniger Zeit und in den Städten oft auch wenig Platz haben.

 

Wie entsteht bei Dyson das Design? Fügt sich Design der Funktionalität oder spielt das Design eine übergeordnete Rolle bei der die technische Innovation ihren Platz in der schönen Hülle hat?

Dyson ist ein Technologie-Unternehmen, das daran arbeitet, neue Technologien noch effektiver zu machen. Für uns kommt Funktion immer vor der Form. Das Design kommt erst dann zum Tragen, um ein Gerät in seiner Funktionalität noch weiter zu verbessern. Es zählt, was drin ist. Ingenieure lösen Probleme und verändern Dinge zum Besseren. Ästhetik sollte ein Nebenprodukt der Technik sein, nicht umgekehrt!

 

Der Dyson Airblade ist ein Händetrockner, der nasse Hände hygienisch und ohne den Einsatz von Hitze trocknet. Die Effizienz und das Design suchen erprobter Weise ihres Gleichen. Händetrockner sind jedoch keine Autos, wo nehmen Ihre Ingenieure diese Leidenschaft her?

Wir verstehen uns als Problemlöser. Wir wollen etwas verbessern, das nicht so gut funktioniert, wie es könnte. Unsere Motivation ist Frustration. Und diese Motivation treibt unser ganzes Team von Ingenieuren an, beginnend mit James Dyson selbst.

 

Dyson hält mehr als 3.000 Patente für über 500 Erfindungen. Heute beschäftigt Dyson weltweit etwa 4.000 Mitarbeiter, davon mehr als ein Drittel Ingenieure und Techniker. Was macht den Job bei Dyson für einen Ingenieur interessant, vielleicht sogar interessanter als bei der Konkurrenz?

Bei Dyson bekommen wir sehr früh eine Menge Verantwortung. Und wir werden dazu ermutigt, Fehler zu machen. Das klingt vielleicht seltsam, aber es ist wahrscheinlich der Grund, weshalb wir erfolgreich sind und warum es eine Menge Spaß macht, für Dyson zu arbeiten. Der beste Weg zu neuen Ideen und zu neuen Produkten ist, außerhalb des Vorgegebenen zu denken und Unkonventionelles zu wagen. Dies mag manchmal zu nichts führen, aber es kann auch der erste Schritt zu einer großen Idee und zu den Anfängen einer neuen Technologie sein. Der Staubsauger ohne Beutel hätte nicht das Licht der Welt erblickt, wenn unser Unternehmensgründer James Dyson den Rat der sogenannten Experten beherzigt hätte, die ihm sagten, dass das Gerät nicht funktionieren würde, und wenn es funktionieren würde, dass man es nicht verkaufen könne.

 

Umweltschutz spielt auch für Dyson eine immer größere Rolle. Die Anforderungen und die Arbeit des Ingenieurs verändern sich durch die Vorgaben zum Umweltschutz. Nennen Sie uns einige Beispiele aus Ihrer Arbeit, die sich verändert haben.

Bei Dyson wollen wir mit weniger mehr machen. Aber das ist nicht das erste, an was wir denken. Als Ingenieur ist unsere Priorität, etwas zu schaffen, das gut funktioniert. Das grüne Element kommt danach. Wenn wir auf Ressourcen und Materialien verzichten können – und dies keinen Einfluss auf die Funktionsweise unseres Produktes hat - dann machen wir das. Wir wollen unsere Produktionsprozesse immer weiter verbessern. Deshalb haben wir Ökobilanzen für alle unsere Staubsauger erstellt. Wir haben uns jede Phase des Produktzyklus, sozusagen von der Wiege bis zur Bahre, daraufhin angesehen, wo die Verfahren in Bezug auf die Auswirkungen auf die Umwelt verbessert werden können.

 

Welchen Tipp möchten Sie angehenden Ingenieuren geben, welche Branchen haben Zukunft und welche Spezialisierung im Studium verspricht gute Chancen am Arbeitsmarkt?

Ich würde keine zu frühe Spezialisierung anraten. Mein bester Rat an angehende Ingenieure ist, das zu tun, was sie am meisten begeistert. Um ein guter Ingenieur zu sein, muss man von dem, was man tut, wirklich überzeugt sein. Der Beruf eines Ingenieurs kann manchmal sehr frustrierend sein. Aber häufig ist er auch überaus faszinierend. Man muss seinem Instinkt folgen. Ideen bis zum Ende verfolgen. Geduld haben. James Dyson hat mehr als 5.000 Prototypen erstellt, bis sein Staubsauger ohne Beutel perfekt funktioniert hat. Ohne seine Beharrlichkeit würde Dyson als Technologie-Unternehmen heute nicht existieren.




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