Grüne Wirtschaft

In Deutschland wird in Zukunft immer mehr die Frage im Vordergrund stehen, wie sich die eigenen Stromkosten senken lassen

"Bei der Produktion achtet Solar Frontier darauf, die eingesetzten Rohstoffe auf ein Minimum zu reduzieren."

"Bei der Produktion achtet Solar Frontier darauf, die eingesetzten Rohstoffe auf ein Minimum zu reduzieren."

20.01.2014

UHS.de: Herr Lange, Sie sind Managing Director bei Solar Frontier Europe, worauf hat sich Ihr Unternehmen spezialisiert?

WOLFGANG LANGE: Solar Frontier ist ein japanisches Unternehmen und der weltweit größte und wachstumsstärkste Hersteller von CIS-Modulen, die sich durch ihre Effizienz, Ertragsstärke und Umweltfreundlichkeit auszeichnen. Dank der CIS-Technologie, die nach den wichtigsten Inhaltsstoffen Kupfer, Indium und Selen benannt ist, erzeugen unsere Module selbst unter schwierigen Bedingungen – etwa bei einer ungünstigen Dachausrichtung, Schatten, Nebel oder Wolken – mehr Energie als andere Solarmodule. Dadurch profitieren unsere Kunden von Anfang an von höheren Erträgen aus ihrer Solaranlage.

Weshalb haben Sie sich für die Märkte Europa, Afrika und Israel zur Vermarktung von CIS-Modulen entschieden?

Solar Frontier vertreibt seine Module nicht nur in Europa, Afrika und Israel, sondern weltweit. Im Moment ist Japan einer der wichtigsten Märkte für uns, da die japanische Regierung die Installation neuer Solaranlagen mit attraktiven Einspeisevergütungen fördert. Neben Japan und den USA sind selbstverständlich auch Europa und Afrika weiterhin wichtige Regionen für uns. Um optimal auf die spezifischen Bedürfnisse unserer Kunden in Europa, dem afrikanischen Kontinent und Israel eingehen zu können, wurde im März 2010 unsere europäische Organisation, die Solar Frontier Europe GmbH, gegründet.

Ihr Unternehmen ist noch sehr jung – es wurde erst im März 2010 gegründet – Ihre Produkte sind aber bereits weltweit vertreten. Was ist das Erfolgsrezept Ihrer Vertriebsstrategie?

Im Gegensatz zur europäischen Organisation ist Solar Frontier bereits seit 2006 in Japan tätig – damals noch unter dem Namen Showa Shell Solar. Einer der Gründe für den Erfolg von Solar Frontier in den vergangenen Jahren ist die Wettbewerbsfähigkeit unserer Produkte. Die Module von Solar Frontier sind bekannt für ihre hohe Leistung bei der Stromerzeugung unter realen Bedingungen, da sie weniger anfällig für Beeinträchtigungen durch Schatten oder hohe Temperaturen sind und auch bei indirekter Sonneneinstrahlung hohe Erträge generieren. Seit wir im Februar 2011 mit der kommerziellen Fertigung in unserer 900 Megawatt (MW) Anlage in Kunitomi, Japan, begonnen haben, konnten wir die Wirkungsgrade unserer Module kontinuierlich steigern. Somit konnten wir nicht nur unsere Prognosen einhalten, sondern auch die Erträge unserer Solarmodule unter realen Bedingungen für unsere Kunden weiter verbessern.

Wir sind nach wie vor vom großen Potential der CIS-Technologie überzeugt, die auch in Zukunft Spielraum für weitere Wirkungsgradsteigerungen sowie für Kostensenkungen in der Produktion bietet. Darüber hinaus profitiert Solar Frontier selbstverständlich auch von seinen starken Gesellschaftern, die das Unternehmen bei der schnellen Expansion unterstützt haben.

Solar Frontier K.K. ist eine hundertprozentige Tochtergesellschaft von Showa Shell Sekiyu K.K. Inwiefern profitieren Sie von dem "Mutterschiff"?

Wir profitieren in vielerlei Hinsicht von unserem Mutterkonzern Showa Shell Sekiyu. Das Unternehmen beschäftigt sich bereits seit 20 Jahren mit der Forschung und Entwicklung der CIS-Technologie und hat diese maßgeblich mit- beziehungsweise weiterentwickelt. Die Ergebnisse dieser Arbeit bilden die Basis für unsere heutigen CIS-Module, die in der Serienproduktion bereits Wirkungsgrade von mehr als 14 Prozent erzielen.

Ein weiterer Vorteil ist die finanzielle Stärke und die Markenbekanntheit im japanischen Markt unseres Mutterkonzerns, der eines der führenden Energieunternehmen Japans ist. Dank der Unterstützung von Showa Shell Sekiyu konnten wir 2011 unsere dritte Fertigungsstätte fertigstellen. Mit einer Gesamtkapazität von 900 MW zählt die Kunitomi-Anlage zu den größten Produktionsstätten für Solarmodule weltweit. Aufgrund ihrer Größe profitiert Solar Frontier von Skaleneffekten bei der Fertigung, die die Produktionskosten senken. Gleichzeitig erhöhte sich die Produktionskapazität von Solar Frontier durch die Kunitomi-Anlage auf fast ein Gigawatt, wodurch das Unternehmen seine internationale Marktpräsenz in kürzester Zeit ausbauen konnte. Unser letzter Meilenstein: Im Dezember des vergangenen Jahres gaben wir die Errichtung unserer vierten Produktionsstätte mit 150 MW Kapazität in der japanischen Provinz Miyagi bekannt, die voraussichtlich im März 2015 mit der Produktion beginnen soll.

Des Weiteren profitiert Solar Frontier auch bei der Finanzierungswürdigkeit (Bankability)von Showa Shell Sekiyu, das seit mehr als 100 Jahren im Energiebereich tätig ist. Neben der Nachhaltigkeit,  erprobten Zuverlässigkeit und Ertragsstärke der CIS-Module überzeugte nicht zuletzt die finanzielle Stärke unseres Mutterkonzerns verschiedene Banken in Asien und Europa von der Bankability Solar Frontiers.

Der Air Mass Faktor (AM) spielt für Ihre Technologie eine entscheidende Rolle, da die Solar Frontier CIS-Technologie für längerwelliges Licht anscheinend eine größere Empfindlichkeit aufweist als andere Technologien. Wie gelingt Ihnen das?

Verglichen mit anderen Modultechnologien können CIS-Module ein breiteres Lichtspektrum nutzen. Während im Labor beispielsweise eine direkt auf das Modul einstrahlende Mittagssonne simuliert wird, variiert die Sonneneinstrahlung unter realen Bedingungen. Besonders groß ist die Abweichung vor allem in den frühen und späten Tagesstunden, wenn das Licht eine längere Strecke durch die Atmosphäre, also mehr „Air Mass“, durchläuft. In diesem Fall ist der Anteil längerwelligen Lichtes deutlich höher. Und genau dann bieten Solar Frontier CIS-Module aufgrund ihrer physikalischen Eigenschaften deutliche Vorteile. Sie produzieren selbst dann noch Strom, wenn amorphe oder kristalline Siliziummodule die Energieproduktion bereits eingestellt haben. Dies ist übrigens ebenso tagsüber bei bedecktem Himmel der Fall, da auch kurzwelligeres „blaues Diffuslicht“ besser verarbeitet werden kann. Dadurch erzielen unsere Module mehr Betriebsstunden und können mehr Energie liefern als andere Technologien.

Unternehmen der Solarindustrie müssen extrem innovativ sein, um mit der Marktentwicklung Schritt halten zu können. Was sind die nächsten großen Trends der Solar-Branche?

Die Steigerung des Eigenverbrauchsanteils ist ein Trend, der in Zukunft an Bedeutung gewinnen wird. Da die Einspeisevergütungen in vielen Ländern sinken, spielt eine optimale Anlagenauslegung zur Maximierung des Eigenverbrauchs eine immer größere Rolle. Im diesem Zusammenhang wird es für Betreiber und Endkunden zunehmend wichtiger, welchen Ertrag die Installation tatsächlich erzielt. Dabei sollte darauf geachtet werden, Produkte zu verwenden, die möglichst hohe Erträge pro installiertem Kilowatt Leistung erzielen. Darüber hinaus sollte stets das Gesamtsystem betrachtet werden, das teilweise ein großes Potential für Kostensenkungen birgt. Die einzelnen Komponenten – Module, Wechselrichter, Verkabelung und Unterkonstruktion – sollten optimal aufeinander abgestimmt sein, um einerseits maximale Erträge zu erzeugen und andererseits Material- und Installationskosten zu sparen. Solar Frontier hat dazu vor wenigen Monaten die SolarSets auf den Markt gebracht. Diese enthalten neben den CIS-Modulen von Solar Frontier auch speziell entwickelte Wechselrichter, die die charakteristischen Eigenschaften der Module optimal ausschöpfen sowie alle notwendigen Kabel und Stecker – ein optimiertes System zur Maximierung der Erträge.

Die Reduzierung der Gesamtkosten wird auch in Zukunft eine wichtige Rolle in der Solarindustrie spielen. Hier bietet gerade die CIS-Technologie ein großes Potential für weitere Steigerungen des Modulwirkungsgrades, insbesondere durch verbesserte Beschichtungstechnologien. Auch der Einsatz neuer Substratträger kann zu Kosteneinsparungen bei Rohmaterialien wie Glas oder Aluminium führen.

Wie bewerten Sie den Standort Deutschland im Vergleich zu den anderen Ländern in denen Sie aktiv sind. Ist Deutschland für ein Unternehmen aus den Erneuerbaren Energien (EE) attraktiv und wenn ja, weshalb?

Trotz der sinkenden Einspeisevergütung besteht in Deutschland nach wie vor ein hohes Interesse an Photovoltaiklösungen und ein hohes Potential. Unternehmen, die in diesem Bereich tätig sind, müssen sich an die neuen Gegebenheiten anpassen und ihre Vermarktungsansätze verändern. In Deutschland wird in Zukunft immer mehr die Frage im Vordergrund stehen, wie sich die eigenen Stromkosten senken lassen. Zwar werden Energiespeicherlösungen bereits in einem gewissen Umfang staatlich gefördert, doch wird dieses Segment meiner Meinung nach erst dann signifikant wachsen, wenn die Batterietechnik kostengünstiger wird. Langfristig werden erschwingliche Energiespeicherlösungen zu einer noch größeren Nachfrage nach Photovoltaikanlagen beitragen.

Die EE gelten gemeinhin als nachhaltig, die Unternehmen dieser Branche ebenfalls. Was macht Ihr Unternehmen zu einem nachhaltigen Unternehmen?

Solar Frontier hat es sich zum Ziel gesetzt, seine Solarmodule so umweltfreundlich und nachhaltig wie möglich zu produzieren. Wir verzichten bei unseren Modulen auf Cadmium oder Blei, sodass keine umweltbelastenden Materialien verarbeitet werden müssen. Als einer von wenigen Modulherstellern erfüllen wir freiwillig die strenge RoHS-Richtlinie (Restriction of Hazardous Substances, auf Deutsch: Einschränkung der Verwendung gefährlicher Stoffe), die in der Photovoltaik-Industrie bislang noch nicht erforderlich ist.

Bei der Produktion achtet Solar Frontier zudem darauf, die eingesetzten Rohstoffe auf ein Minimum zu reduzieren. Zur Herstellung von CIS-Modulen mit einer Leistung von 2,5 MW benötigen wir lediglich 60 Kilogramm an Rohstoffen, während rund 7,5 Tonnen Rohmaterialien für die Produktion kristalliner Siliziummodule mit der gleichen Kapazität notwendig sind.

Auch bei der Energierücklaufzeit schneiden unsere CIS-Module sehr gut ab: Die zur Produktion benötigte Energie lässt sich in weniger als einem Jahr zurückgewinnen – andere Module benötigen dazu mindestens 1,5 bis 2 Jahre. Dies ist nicht nur gut für die Umwelt, sondern auch für die Kunden, die von niedrigeren Produktionskosten profitieren.

Solar Frontier setzt sich über den Produktionsprozess hinaus für ein umweltfreundliches Handeln ein. Für den Transport der Module verzichten wir auf Kartonagen und verwenden wiederverwendbare Verpackungen, die durch ein Rückholsystem eingesammelt und wieder verwertet werden. Der Vorteil für den Kunden: Er muss sich nicht um die Entsorgung der Verpackung kümmern.

Thema Frauenquote: Welche Vereinbarungen gibt es bei Solar Frontier Europe hierzu und welche Karrieremöglichkeiten haben Frauen bei Ihnen?

Obwohl es bei Solar Frontier Europe keine speziellen Vereinbarungen für Frauen gibt, setzen wir uns dafür ein, allen unseren Mitarbeitern unabhängig von Geschlecht, Nationalität oder Religionsangehörigkeit die gleichen Karrieremöglichkeiten zu bieten. Darüber hinaus sind wir überzeugt, dass sich Vielfalt im Unternehmen positiv auf alle Arbeitsprozesse auswirkt. Diese Vielfalt spiegelt sich auch bei der Herkunft unserer Mitarbeiter wieder: Momentan sind in unserem Team sieben verschiedene Nationalitäten vertreten.




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