Grüne Wirtschaft

Im Interview: Romuald Schaber, Vorstandsvorsitzender des Bundes Deutscher Milchviehhalter e.V. (BDM)

Der BDM setzt sich schon seit vielen Jahren für die deutschen Milchbauern und damit für eine nachhaltige Landwirtschaft ein. Wir befragten Herrn Schaber unter anderem zur Stellung der Bauern und die Forderungen des BDM an Politik und Wirtschaft.

Der BDM setzt sich schon seit vielen Jahren für die deutschen Milchbauern und damit für eine nachhaltige Landwirtschaft ein. Wir befragten Herrn Schaber unter anderem zur Stellung der Bauern und die Forderungen des BDM an Politik und Wirtschaft.

Das Interview führte Annkathrin Meenken

UMWELTHAUPTSTADT.de: Herr Schaber, Sie sind Vorstandsvorsitzender des Bundes Deutscher Milchviehhalter e.V. (BDM). Der BDM setzt sich schon seit vielen Jahren für die deutschen Milchbauern und damit für eine nachhaltige Landwirtschaft ein. Wie versuchen Sie die Rechte der Bauern zu stärken?

ROMUALD SCHABER: Die Arbeit des BDM gliedert sich in drei große Themenblöcke:

Politische Arbeit: hier versuchen wir in Gesprächen mit Politikern unsere Anliegen voranzubringen. Wichtig sind schlüssige Konzepte sowie begleitende Kampagnen und Aktionen. Gleichzeitig bieten wir unseren Mitgliedern Information und Weiterbildung an, um permanent am Puls des Geschehens zu sein.

Bündelung und Vermarktung: die wichtige Aufgabe, den Milchviehhaltern zu mehr Marktmacht zu verhelfen, übernimmt das Milch Board. Diese deutschlandweite Erzeugergemeinschaft ist rechtlich eigenständig und als wirtschaftlicher Verein w.V. aufgestellt. Der BDM unterstützt das MB in seiner Arbeit.

Kommunikation gegenüber den Verbrauchern: hierzu setzen wir das Konzept „Die faire Milch“ um. Die eigene Marke ist ein hervorragendes Instrument, um die Anliegen und Ziele der Milcherzeuger den Verbrauchern zu vermitteln. Gleichzeitig können wir mit der Marke eine wichtige Alternative zu den Billigprodukten im Milchbereich bieten.

Welches sind die größten Schwierigkeiten, vor denen der BDM steht?

Kernpunkt der BDM- Strategie ist ein starkes Einbringen der eigenen Mitglieder in die Verbandsarbeit. Hier macht uns die hohe Arbeitsbelastung der Milchbauern auf ihren Betrieben zu schaffen. Die Zeit für Ehrenamt und soziales Engagement wird immer knapper.

Im Außenverhältnis ist die größte Schwierigkeit der ungeheure Einfluss der Industrie auf die Entscheidungen der Politik. Wirtschaftliche, sprich industrielle Interessen, werden von den politischen Entscheidern mit dem Argument der Wettbewerbsfähigkeit auf den internationalen Märkten eiskalt vor das Gemeinwohl gestellt.

Welche Forderungen stellen Sie an Politik und Wirtschaft?

Wir wollen in Zukunft wieder unabhängig von staatlichen Subventionen wirtschaften können. Dazu müssen die Milcherzeuger in die Lage versetzt werden, am Markt Preise durchzusetzen, welche die Kosten decken und einen angemessenen Gewinn ermöglichen. Stattliche Zahlungen soll es nur noch für strukturell, geografisch und klimatisch benachteiligte Betriebe geben.

Wie groß ist die Macht des Einzelhandels auf die Landwirtschaft in Deutschland?

Der LEH ist von hoher Konzentration und enormem Wettbewerb gekennzeichnet. In diesem starken Wettbewerb dienen Sonderangebote bei Produkten wie Frischmilch, Butter oder Joghurt oftmals als Frequenzbringer. Im Zusammenspiel mit dem strukturellen Überangebot auf Anbieter - bzw. Molkereiseite führt dies dazu, dass die Milcherzeuger zu reinen Preisnehmern geworden sind.

Was haben Sie für Lösungsansätze, um die derzeitige Wirtschaftssituation der Bauern zu verbessern?

Wir schlagen ein flexibles Mengenmanagement der Milchproduktion in der EU vor. Die Produktionsmenge soll sich an einem Volumen orientieren, welches kostendeckende Preise für die Milcherzeuger ermöglicht.

In der letzten Zeit kamen immer mehr Lebensmittelskandale ans Licht. Woran liegt es, dass immer wieder solche Skandale vorkommen? Wie kann man solche Missstände vorbeugen?

Ein wichtiger Grund dürfte in den immer größeren sowie internationalen Strukturen der Verarbeitungs- und Verteilungsindustrie liegen. Bei großen Betrieben führen schon kleine Tricksereien zu enormen Gewinnen. Die Anonymität und Verbraucherferne dieser Unternehmen dürfte ein weiterer Grund sein. Kleine Fleischer oder Bäcker müssten ihren Kunden noch täglich in die Augen schauen (können).

Verhindern wird schwierig sein. Diese Unternehmen öffentlich machen, drastische Strafen bis hin zum Berufsverbot könnten besser abschrecken. Auch ein verändertes Verbraucherverhalten (Einkauf mit Herkunft und selber Kochen) würde positiv wirken.

Wie können Konsumenten faire Milch und allgemein faire Produkte erkennen? Was würden Sie den Verbrauchern raten?

Bewusst einkaufen d.h. auf Herkunft und Vertriebswege achten. Möglichst Handelsmarken meiden. Diese führen unweigerlich zur Austauschbarkeit der Hersteller und somit zu Preisdruck.

Durch Medien wird das Bild der Landwirtschaft oftmals verzerrt, wodurch auch Vorurteile entstehen. Wie kann man Bauern und Verbraucher einander näher bringen?

Möglichst miteinander direkt kommunizieren. Ein guter Beitrag dazu ist Direktvermarktung. Auch Verbrauchermessen erscheinen geeignet. Bei der fairen Milch verpflichten sich die Teilnehmer, einen definierten Zeitaufwand in die Produktbewerbung direkt beim Verbraucher zu investieren. Darüber hinaus tragen auch die Medien eine hohe Verantwortung. Es gilt, die Landwirtschaft realistisch darzustellen.




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