Grüne Wirtschaft

Im Experten-Interview: Klaus Bergmann, CEO von BBB Umwelttechnik zum Thema Lasergestützte Windmessungen (LiDAR)

"Lasergestützte Windmesssysteme sind mittlerweile höchst verlässlich was die Datenqualität anbelangt."

"Lasergestützte Windmesssysteme sind mittlerweile höchst verlässlich was die Datenqualität anbelangt."

UMWELTHAUPTSTADT.de: Ihre Kompetenzen liegen in der Planung, Entwicklung und Begutachtung von Projekten im Bereich der erneuerbaren Energien. Konnten Sie in den Erneuerbaren Ihre eigene Nische be-reits finden?

KLAUS BERGMANN: Die BBB Umwelttechnik ist heute fast ausschließlich mit der Windenergie befasst. In diesem Fachgebiet bewegen sich die drei Gründer und Geschäftsführer seit mehr als 20 Jahren, hier liegt unsere Kernkompetenz. Natürlich können wir für unsere Kunden auch im PV-Sektor Ingenieurleistungen erbringen, Parks planen oder auch Erträge errechnen..

Seit 1996 liefert BBB für Energieversorger, Investoren und Projektentwickler qualifizierte technische Beratung. Wo stellen Sie den größten Beratungsbedarf fest?

Die BBB steht seit jeher fest auf drei Beinen: Zunächst ist da der Bereich „Windressource“ – also Windmessungen und bankfähige Windgutachten, dann der Planungs- und Engineeringbereich, wo wir spezialisierte Einzelleistungen und auch die Begleitung ganzer Projektentwicklungen anbieten und schließlich der Bereich Technische Due Diligence, also Prüfung von Projekten, Projekt-Portfolios oder ganzen Unternehmen der Branche.
Wir können also ein breites Spektrum von Dienstleistungen anbieten und damit Projektentwickler, mit Teilleistungen unterstützen, Investoren, Versicherungen und Banken bei Investitionsentscheidungen beraten oder auch, z.B. im Auftrag von Stadtwerken, ganze Projekte realisieren. Die letztgenannte Kundengruppe war bis zu Altmeiers und Röslers EEG-Störfeuer Anfang des Jahres besonders aktiv. Gott sei Dank lassen sich nur wenige kommunale und regionale Stromversorger von dieser Achterbahnpolitik irritieren.

Sie sind als technischer Berater unter anderem im Bereich Wind- und Ertragsgutachten, Windmessungen, Turbulenz- und Extremwindanalysen und technische Due Diligence tätig. Werden diese Aufgabenbereiche von den meisten Unternehmen in den Erneuerbaren ausgela-gert und wer sind Ihre Kunden?

Was die Windgutachten anbelangt, so muss ja jeder, der ein Projekt realisieren will, wenigstens zwei unabhängige, bankfähige – also hochqualitative - Windgutachten beibringen. Das verlangen die Banken für die Finanzierung. Als dafür akkreditiertes Unternehmen werden wir für diese Leistung von allen möglichen Akteuren angefragt: Von den Planern von Bürger-windparks ebenso wie von Projektierern oder Energieversorgern – also von allen, die Windenergieprojekte entwickeln.
Windmessungen führen wir aktuell verstärkt in Süddeutschland und im Ausland durch, überall dort, wo die Datenlage aufgrund fehlender Bestandsanlagen noch recht dünn ist. Im Bereich Projektprüfungen beauftragen uns finanzstarke Investoren, so z.B. Banken, Investment-Fonds, Versicherungen aber auch Energieversorger und auch branchenfremde Unternehmen, die eine Finanzanlage mit relativ geringem Risiko suchen.

Sie haben einen neuen Markt für sich entdeckt, nämlich den der lasergestützten Windmessun-gen (LiDAR). Was ist die Innovation von LiDAR?

Lasergestützte Windmesssysteme sind mittlerweile höchst verlässlich was die Datenqualität anbelangt. Sie werden also immer mehr eine echte Alternative zu der traditionellen Messmethode mittels Messmast und Schalenkreuzanemometer. Im Gegensatz dazu benötigt man keine Baugenehmigung für den Mast – man kann also sofort loslegen. Das Gerät ist in einen relativ kleinen Kofferanhänger installiert und mit autarker Stromversorgung ausgestattet. So kann er auf jedem beliebigen Standort binnen eines Tages in Betrieb genommen werden. Schnelligkeit ist ein wichtiges Argument für unsere Kunden. Zudem kann das LiDAR-System während der Messkampagne innerhalb des Windparkareals versetzt werden, was bei größeren Projekten den Vorteil mit sich bringt, dass das gesamte Projektgebiet exakt vermessen werden kann. So lassen sich die optimalen Positionen für die Windturbinen ermitteln. Das wirkt sich dann entsprechend beim Energieertrag und damit bei der Rendite aus. Das lohnt sich durchaus, gerade wenn man bedenkt, dass ein Park zwanzig Jahre lang betrieben wird.

Die BBB Umwelttechnik GmbH besitzt bereits sechs solcher LiDAR-Windmessgeräte. Wie kann man sich den Arbeitsporzess mit diesem Gerät vorstellen?

Das LiDAR-Anemometer ist ein hochpräzises laserbasiertes Messgerät, das eine hohe Präzision und viel Erfahrung sowohl in der Installation, dem Betrieb, aber auch in der Auswertung der Daten im Nachgang verlangt. In Zusammenarbeit mit dem Kunden wird ein für das Windkraftprojekt optimaler Standort herausgearbeitet. Danach erfolgt die Installation. Als ein für Windmessungen akkreditiertes Prüflaboratorium wissen wir von der Notwendigkeit einer ausführlichen Dokumentation der Installation und des Betriebs einer solchen Messstation.
Jede Wartung während des Messzeitraumes wird in einem Stationslogbuch dokumentiert. Ebenfalls hat der Kunde während der Messung durch das von uns entwickelte Überwachungssystem jederzeit Einsicht in die Messung und kann auf einem Blick die Qualität der Messdaten bewerten. Nach Abschluss der Messung wird in der Regel basierend auf den Messdaten eine Ertragsberechnung für das Windkraftprojekt erstellt. Für weitere Gutachter erhält der Kunde die Messdaten und eine ausführliche Dokumentation zu der Messung, sodass Dritte Gutachter mit diesem Paket umgehend Ertragsberechnungen durchführen können.

Was ist der Dopplereffekt?

Der Dopplereffekt ist essenziell für die LiDAR Technologie. Feinste Partikel in der Luft, so-genannte Aerosole, reflektieren die von dem LiDAR-Anemometer ausgesendeten Laserstrahlen. Das rückgestrahlte Signal hat eine veränderte Frequenz. Hierdurch ist das System in der Lage die Bewegung dieser Partikel (Geschwindigkeit und Richtung) wahrzunehmen und auszuwerten. Auf diese Weise können Windgeschwindigkeiten bis zu einer Höhe von 200 Metern und auf insgesamt zehn unterschiedlichen Niveaus gleichzeitig ermittelt werden. Es lassen sich also exakte Winddaten der gesamten, vom Rotor einer Windenergieanlage überstrichenen Fläche, ermitteln. Die so gewonnenen Erkenntnisse über das vertikale Windprofil können wiederum eingesetzt werden, um die für den Standort vorgesehenen Turbinen optimal auszuwählen.

BBB ist an dem mit Landesmitteln geförderten Projekt „WinServ“ beteiligt. Worum geht es bei diesem Projekt?

Bei dem vom Land Nordrhein-Westfalen initiierten Wettbewerb geht es um die Entwicklung und Professionalisierung wissensintensiver Dienstleistungen. Unser WinServ–Projekt zählt zu den prämierten Projekten. Wir kooperieren dabei mit der FIR an der RWTH Aachen (Forschungsinstitut für Rationalisierung e.V.) und dem Windenergie-Servicedienstleister psm Management GmbH. Es geht darum, durch gemeinsame Entwicklung eines Simulationsprogramms Szenarien für zukünftige Wartungs- und Betriebsanforderungen von Windenergieanlagen in einem Computermodell abzubilden. Für die Kunden der BBB Umwelttechnik ist ein solches Modell in der Planungsphase von
Windparks von großem Wert. Es wird die Modellierung von Wirtschaftlichkeitsaspekten bei Windparkprojekten präzisieren und im Rahmen von technischen Projektprüfungen (Due Dili-gence) die Überprüfung von Wirtschaftlichkeitsmodellierungen vereinfachen.

Was sind Ihre Ziele für das restliche halbe Jahr in 2013?

Wir haben auch als Reaktion auf die rückwärts gewandten Signale aus Berlin bereits damit begonnen unsere Auslandsorientierung wieder zu verstärken. Das war zwar nie ganz zum Stillstand gekommen, aber mit dem Boom vor der eigenen Haustüre hatten wir alle Hände voll zu tun. Wir sehen da gute Ansätze auf uns bekannten Märkten in Ost- und Nordeuropa aber auch in Lateinamerika. Natürlich hoffen wir, dass die kommende Regierung nach der Wahl im September eine vernünftige Weiterentwicklung des EEG hinbekommt. Es wäre fatal, den Erfolg der Energiewende und zigtausend Arbeitsplätze im Bereich Windenergie in Deutschland zu gefährden.




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