Grüne Wirtschaft

Im Interview: Anton Nagatkin, Gründer von social-startups.de

Social-startups.de ist für all diejenigen, die sich für das Thema Social Entrepreneurship (soziales Unternehmertum) sowie nachhaltig innovative Geschäftsideen interessieren.

Social-startups.de ist für all diejenigen, die sich für das Thema Social Entrepreneurship (soziales Unternehmertum) sowie nachhaltig innovative Geschäftsideen interessieren.

Umwelthauptstadt.de: Herr Nagatkin, Sie betreiben die Website social-startups.de. Wer ist Ihre Zielgruppe?

Anton Nagatkin:
Unsere Zielgruppe besteht zunächst aus Menschen, die sich allgemein für das Thema Social Entrepreneurship bzw. für das Gründen von nachhaltigen Unternehmen interessieren. Dazu gehören sowohl diejenigen, die eine Gründung bereits hinter sich haben als auch diejenigen, die sich schon in der Gründungsphase befinden oder in Zukunft ein Sozialunternehmen gründen möchten. Nebenbei möchten wir mit unserer Webseite Leute ansprechen, die es sich vorgenommen haben, einen nachhaltigeren Lebensstil zu führen oder nach Jobs in nachhaltigen (Sozial-) Unternehmen suchen.


Social Entrepreneurship ist ein in den letzten Monaten sehr stark aufkommender Begriff. Wofür steht dieser und wie würden Sie die Menschen beschreiben, die sich für dieses Thema interessieren?

Anton Nagatkin: Es ist gar nicht so einfach, diesen Begriff zu definieren. Auch die Literatur hat damit gewisse Schwierigkeiten, denn fast überall ist etwas anderes zu lesen. Noch „schlimmer“ sieht es beim Begriff Social Startup aus. Offiziell scheint dieser gar nicht zu existieren und durch die Gründung von social-startups.de sind wir sozusagen die ersten, die ihn offiziell prägen. Mit einem Social Startup meinen wir ein Startup, das auf den Grundsätzen von Social Entrepreneurship basiert. Social Entrepreneurship ist eine Form des Unternehmertums, bei der nicht die Gewinnmaximierung, sondern die „Sinnmaximierung“ im Vordergrund steht. Ein Sozialunternehmer strebt primär danach, gesellschaftliche Probleme mithilfe eines unternehmerischen Ansatzes zu lösen. Das heißt aber nicht, dass mit Social Entrepreneurship kein Geld verdient werden darf – im Gegenteil: Das wäre sogar besser, um sich von Spenden unabhängig zu machen.

Menschen, die sich für dieses Thema interessieren, würde ich als solche bezeichnen, die einen positiven Wandel in unserer Gesellschaft bezwecken wollen. Sie fühlen sich zuständig für gesellschaftliche Probleme und möchten aktiv werden, um diese Probleme anzugehen. Ich würde sie auch als verantwortungsvoll im Umgang mit Ressourcen und unserer Umwelt beschreiben.


Woher beziehen Sie die Informationen, die Sie in Ihrem Blog veröffentlichen?

Anton Nagatkin: Die Informationen, die man auf social-startups.de nachlesen kann, stammen zum größten Teil aus der Recherche im Internet. Oft suchen wir auf englischsprachigen Webseiten, da in dieser Sprache viel mehr Informationen zu finden sind. Andere Länder, wie z.B. die USA, sind uns außerdem viel weiter voraus, was das Thema Social Entrepreneurship angeht.

Mittlerweile erreichen uns aber auch Mails von Gründern, die uns ihre Ideen vorstellen. Diese nehmen wir natürlich auch in unsere Berichterstattung auf, wenn diese Ideen mit unserer Philosophie übereinstimmen.

In Zukunft möchten wir unseren Lesern zudem mehr Gastbeiträge zur Verfügung stellen, um andere, die viel Erfahrung in diesem Bereich haben, zu Wort kommen zu lassen und über ihre Erfahrungen zu sprechen.


Wann kamen Sie persönlich das erste Mal mit dem Thema "Social Startups" in Berührung?

Anton Nagatkin: Das ist eigentlich gar nicht so lange her, denn social-startups.de entstand vor ca. drei Monaten als Studentenprojekt. Sozial engagiert war ich zwar auch schon lange vor dem Studium, ich hatte damals aber keine Ahnung von Betriebswirtschaft und Unternehmensgründung. Während meines Studiums von International Business, das ich vor etwa drei Jahren begann, entdeckte ich mein Interesse am Thema Unternehmensgründung und wollte dies mit meinem bereits vorhandenen Faible für soziales Engagement kombinieren. So bin ich schließlich auf das Thema Social Entrepreneurship gestoßen. Als ich bei meiner Recherche keine vernünftige News-Plattform zu diesem Thema fand, war die Idee für social-startups.de geboren.


Sind "Social Entrepreneurs" Ihrer Meinung nach die besseren Unternehmer und wenn ja, weshalb?

Anton Nagatkin: Das ist eine schwere Frage, über die man ein wenig nachdenken sollte. Ich halte Social Entrepreneurs insofern für die „besseren“ Unternehmer, dass sie ihr soziales Engagement fest in das Geschäftsmodell einbauen und es nicht nur nebenbei betreiben. Damit setzen sie ein Zeichen und stoßen direkt einen positiven Wandel in unserer Gesellschaft an. Außerdem wissen Social Entrepreneurs, verantwortungsvoller mit den Unternehmensgewinnen umzugehen, wenn es denn welche gibt. Ich würde Social Entrepreneurs also als Unternehmer mit Herz bezeichnen.

Das soll aber keinesfalls bedeuten, dass „klassische“ Unternehmer kein Interesse an der Gesellschaft oder unserer Umwelt haben. Wenn ein Bill Gates mehrstellige Millionenbeträge für gemeinnützige Projekte spendet, ist das sicherlich mehr als ein durchschnittliches Sozialunternehmen je aufbringen könnte. Jedoch ist es auf der anderen Seite fraglich, inwiefern Spenden zu einem Wandel in unserer Gesellschaft beitragen. Ich glaube nicht, dass man es alleine mit Geld schaffen kann. Und genau an diesem Punkt haben Sozialunternehmer die Nase vorn. Aber bitte nicht falsch verstehen: Ich habe gar nichts gegen den traditionellen Entrepreneur. Es sind meiner Meinung nach eher die großen Konzerne, die sich ein Stück vom Sozialunternehmertum abschneiden sollten.


Wie sind Ihre Pläne mit social-startups.de? Beinhaltet die Seite ein Geschäftsmodell, das auf Expansion ausgelegt ist oder möchten Sie ausschließlich informieren?

Anton Nagatkin: Im Moment steckt noch kein Geschäftsmodell hinter unserer Plattform. Aktuell ist es unser wichtigstes Ziel, möglichst viele Leser und Fans zu gewinnen, um eine starke Community aufzubauen. Irgendwann kommt hoffentlich der Zeitpunkt, wo wir uns Gedanken zu einem Geschäftsmodell machen. Denkbar wäre es, z.B. Werbepartner zu gewinnen und kostenpflichtige Jobanzeigen von Social Startups zu schalten. Wir werden uns aber demnächst überlegen, wie wir aus social-startups.de ein (Sozial-) Unternehmen machen können.


Stellen Sie bitte eine Prognose an: Wie viele social startups werden in 2013 aus dem Ei schlüpfen?

Anton Nagatkin: Schätzungsweise 100 im deutschsprachigen Raum und 2.000 weltweit


Welche Social Startups möchten Sie empfehlen und warum?

Anton Nagatkin: Da gibt es so einige. Ich bin z.B. Fan vom Unternehmen „Dialog im Dunkeln“, das meiner Ansicht nach zu den erfolgreichsten Sozialunternehmen der Welt gehört. Dabei handelt es sich um eine Ausstellung, bei der blinde Menschen den Sehenden im Dunkeln ihre Welt zeigen. Diese Ausstellung gibt es mittlerweile in über 30 Ländern. Ich wollte diese Ausstellung selbst besuchen, aber als ich in Hamburg war und Tickets kaufen wollte, musste ich feststellen, dass die nächsten zwei Wochen komplett ausgebucht waren. Vielleicht klappt es ja beim nächsten Mal.

Ein weiteres Sozialunternehmen, das mir sehr am Herzen liegt, ist FairMail. FairMail beschäftigt sozial benachteiligte Jugendliche aus Indien, Peru und Marokko als Fotografen. Sie machen Fotos von ihrer lokalen Umgebung und die Motive werden auf Grußkarten gedruckt, die anschließend über den Webshop von FairMail bzw. über Partner vertrieben werden. 50% der Erlöse gehen direkt an die Jugendlichen, die ehemals z.B. als Müllsammler ihren Lebensunterhalt verdient haben. Das Geld soll ausschließlich für die Ausbildung der Jugendlichen bzw. für die Verbesserung der Lebensqualität ihrer Familien ausgegeben werden. Es arbeiten im Moment ca. 35 Jugendliche bei FairMail, wobei sie bis heute insgesamt rund €75.000 für ihre Ausbildung verdient haben.




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