Grüne Wirtschaft

Im Interview: Anna Kress von Fairnopoly

Fairnopoly ist ein Online-Marktplatz für verantwortungsvollen Konsum in der Hand der Nutzer*innen.

Fairnopoly ist ein Online-Marktplatz für verantwortungsvollen Konsum in der Hand der Nutzer*innen.

28. Jan. 2013 - Das Interview führte Maja Walter

UMWELTHAUPTSTADT.DE: Frau Kress, Sie sind Co- Geschäftsführerin und technische Leiterin bei Fairnopoly. Was ist die Idee hinter Fairnopoly und was unterscheidet Sie von anderen großen Online-Marktplätzen?

ANNA KRESS: Auf den ersten Blick ist Fairnopoly tatsächlich ein Online-Marktplatz wie andere auch, auf dem alle Arten von Artikeln, ob neu oder gebraucht, und Dienstleistungen gehandelt werden können. Mit Fairnopoly bauen wir jedoch ein neuartiges Sozialunternehmen auf, bei dem Fairness und Transparenz für uns an erster Stelle stehen:

Erstens ist Fairnopoly ganz bewußt eine eingetragene Genossenschaft, so dass Nutzer*innen des Marktplatzes sich am Unternehmen beiteiligen und mitbestimmen können. Die Genossenschaftssatzung verankert Fairness und Transparenz in allen Geschäftsaktivitäten.

Zweitens fördern wir verantwortungsvollen Konsum: Fairnopoly soll kein Nischenmarkplatz werden, deshalb schließen wir keine Artikel vom Verkauf aus. Aber für fair gehandelte Artikel werden wir nur die Hälfte der normalen Verkaufsgebühr erheben. Zusätzlich werden wir bei allen Angeboten auf faire Alternativen verweisen.

Drittens wird Fairnopoly einen Beitrag zur Korruptionsbekämpfung leisten. Zum einen geschieht das über Spenden an Initiativen, die sich gegen Korruption einsetzen. Zum anderen setzen wir auf eine Modellwirkung für andere Unternehmen.

Momentan hat Fairnopoly eine große Crowdfunding- Kampagne gestartet. Wie funktioniert das Prinzip Crowdfunding bzw. Crowdinvesting und was ist das Ziel dieser Kampagne?

Durch Crowdfunding können Unternehmen oder Projekte über das Internet Mikroinvestoren finden. Der Ansatz passt sehr gut zu uns, da wir nur erfolgreich werden können, wenn wir sehr viele Menschen für uns begeistern können. Das Crowdfunding ist dafür ein direkter erster Test. Wir benötigen mindestens 100.000 Euro, um durchstarten zu können.

Fairnopoly ist eine Genossenschaft 2.0. Jeder Nutzer und Unterstützer von Fairnopoly kann sogenannte FAIR Share Points und FAIR Founding Points erwerben. Auch kann man das Unternehmen als Held*in unterstützen. Was genau verbirgt sich hinter diesen Begriffen?

Als Genossenschaft 2.0 setzen wir, um das Mitmachen zu erleichtern, auf Ansätze des Web 2.0, wie Crowdsourcing und Online-Generalversammlungen. Fair Founding Points erhalten bei uns alle, die die Gründung von Fairnopoly mit Arbeit oder finanziell unterstützen. Über die FFP wird anteilsmäßig ein Teil der späteren Gewinne ausgeschüttet. Fairnopoly-Held*innen sind eine solche Gruppe von Unterstützern. Derzeit kann man sich bei uns als Held*in bewerben.

Fair Share Points dagegen erhält, wer auf der Plattform faire oder gebrauchte Artikel kauft. Über die FSP erhalten Nutzer*innen, die die Plattform viel nutzen, besondere Mitsprachemöglichkeiten. Unter anderem können sie anhand ihrer FSP über die Verwendung von generierten Spendengeldern mitentscheiden.

Das Hauptaugenmerk von Fairnopoly liegt auf fair gehandelten sowie gebrauchten Produkten. Wer darf auf Fairnopoly verkaufen und wie wird sichergestellt, dass ein Produkt faire Standards erfüllt?

Auf Fairnopoly dürfen alle verkaufen, ob Privatperson, gewerblicher Händler oder gemeinnützige Organisation. Angebote, die von fairen Anbietern stammen, können entweder ein renommiertes Siegel vorweisen, oder werden anhand eines Kriterienkatalogs evaluiert. Der Katalog orientiert sich unter anderem an der World Fair Trade Organisation und dem Social-Business-Konzept nach Muhammad Yunus. Dadurch sollen auch vorbildliche Anbieter ohne Siegel unterstützt werden.

Inwiefern spielen Nachhaltigkeit, Fairness und Transparenz auch intern eine Rolle in Ihrem Unternehmen?

Solche Themen haben wir fest in unserer Satzung verankert: Dazu gehören z.B. die Bevorzugung von Partnern, die sich ähnlichen Prinzipien verpflichtet fühlen, wie Fairnopoly, die Bevorzugung von umweltschonenden Optionen bei allen Geschäftsaktivitäten, und die Veröffentlichung von Geschäftszahlen, oder Informationen, mit wem wir zusammenarbeiten. Bereits jetzt veröffentlichen wir Kontenbewegungen über das Open-Bank-Projekt. Auch gegenüber den Mitarbeitern gibt es solche Regeln: z.B. darf das höchste Gehalt bei Fairnopoly höchstens drei mal so hoch sein wie das niedrigste.

Fairnopoly funktioniert zugleich als Spendenplattform. Wie kann man spenden und wohin fließen die Spenden anschließend?

Die Verkaufsgebühr für Verkäufer auf Fairnopoly enthält einen Pflichtspendenanteil von 1%. Zusätzlich gibt es das „freundliche Prozent“, worüber Verkäufer optional einen größeren Teil ihres Verkaufserlöses spenden können. Die Organisationen, an die gespendet werden kann, geben wir vor. Akkreditieren können sich dabei alle, die an der Initiative Transparente Zivilgesellschaft teilnehmen. Diese könnten dann z.B. Unterstützer dazu auffordern, nicht genutzte Dinge aus ihrem Hausrat über die Plattform in eine finanzielle Spende an die Organisation zu verwandeln.

Zusätzlich haben wir in unserer Satzung verankert, dass 25% der Unternehmensgewinne ebenfalls gespendet werden.

Wer sind die Menschen hinter Fairnopoly und was hat Sie persönlich zu dem Unternehmen geführt?

Wir sind ein engagiertes Team von ca. 20 Personen, mit unterschiedlichem Hintergrund, aber vereint durch den Wunsch, die Welt etwas fairer zu machen. Das ist auch einer meiner zwei Hauptgründe, mitzumachen. Der andere ist: Es ist sehr spannend, ein Unternehmen neu aufzubauen und erfolgreich zu machen, gerade eins, das so ehrgeizige und mutige Ziele verfolgt.

Wie lange kann man die Crowdfunding-Kampagne von Fairnopoly noch unterstützen?

Die Kampagne läuft noch bis 01. März auf fairnopoly.startnext.de, und wir freuen uns über jeden Unterstützer und jedes Feedback!




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