Grüne Wirtschaft

Ein Interview mit den Geschäftsführern des Modelabels Feuerwear

Feuerwear gestaltet und produziert hochwertige Taschen, Gürtel und ausgefallene Accessoires aus gebrauchten Feuerwehrschläuchen.

Feuerwear gestaltet und produziert hochwertige Taschen, Gürtel und ausgefallene Accessoires aus gebrauchten Feuerwehrschläuchen.

Herr Klüsener, Sie sind einer von zwei Geschäftsführern des Kölner Mode Label Feuerwear®. Unter dieser Modemarke produzieren Sie Taschen, Gürtel & Portemonnaies aus gebrauchtem Feuerwehrschlauch. Wie kamen Sie auf diese ausgefallene Idee, steckt in Ihnen etwa ein Feuerwehrmann-Gen?

Martin Klüsener:
Ich hatte nach einem Recycling-Material gesucht, das robust, für modische Zwecke geeignet, individuell und natürlich auch in ausreichender Menge verfügbar ist. Da kam mir die Idee mit dem Feuerwehrschlauch. Also bin ich einfach mal zu einer Feuerwehr hingefahren, habe mir einen Schlauch besorgt und daraus eine Tasche genäht. Nach einer kurzen Testphase war ich überzeugt.


Da Sie für Ihre Produktion original Feuerwehrschläuche verwenden, können Sie uns vielleicht auch eine schöne Geschichte erzählen, wie mit den Schläuchen Leben gerettet werden konnte?

Martin Klüsener:
Eine konkrete Geschichte zu einem Schlauch können wir leider nicht erzählen, dazu hat er zu viele Einsätze hinter sich gebracht. Bis er von der Feuerwehr ausgemustert wird können viele Jahre vergehen. Man sieht dem Material aber natürlich an, dass es im Einsatz gewesen ist, zum Beispiel an Schleif- oder sogar Brandspuren.


Wie genau muss man sich Ihren Herstellungsprozess vorstellen, soll heißen, wie schaffen Sie es, dass aus gebrauchten Feuerwehrschläuchen moderne und neuwertige Produkte entstehen?

Martin Klüsener:
Wenn die Schläuche bei uns im Lager angeliefert werden sortieren wir sie zunächst nach Farben. Die meisten Schläuche sind rot oder weiß, es gibt aber zum Beispiel auch neongelbe. Die sind sehr selten, daher sammeln wir sie separat und machen daraus einmal im Jahr unsere Sonderedition „Lightline“.

Nach dem Sortieren vermessen wir die Dicke des Gewebes und die Stärke der inneren Gummierung ganz genau. Leichtere Schläuche verarbeiten wir für größere Produkte wie zum Beispiel die Laptoptasche Scott, die schwereren hingegen oft für den Gürtel Bill.

Als nächstes kommt der Zuschnitt. Weil die Feuerwehrschläuche so robust sind brauchen wir dafür Spezialwerkzeug. Anschließend waschen und trocknen wir die Schläuche und verschicken sie an unsere Näherei. Danach werden sie im Lager für den Onlineshop fotografiert, sodass jeder Kunde sich genau das Unikat aussuchen kann, was am besten zu ihm passt.


Dieses Wiederverwertungsprinzip oder Neudeutsch „Upcycling“ unterschiedlichster Materialien ist seit einiger Zeit in aller Munde. Ist die Weiterverarbeitung der verwendeten Materialien der einzige nachhaltige Ansatz bei Feuerwear oder gelingt Ihnen bereits eine ganzheitlich nachhaltige Ausrichtung?

Martin Klüsener:
Wir versuchen alle Prozessschritte so ökologisch wie möglich zu halten. Wir verwenden zum Beispiel ein umweltverträgliches Waschmittel aus nachwachsenden Rohstoffen für die Reinigung der Schläuche. Seit Dezember 2010 beziehen wir ausschließlich Ökostrom von Greenpeace Energy und setzen damit ganz klar ein Zeichen gegen Kohle- und Atomkraftwerke. Unsere CO2-Emissionen gleichen wir über die Organisation „atmosfair“ aus. Wir sind keine reine Ökofirma, aber wir versuchen so nachhaltig zu agieren, wie es uns möglich ist. Weitere Verbesserungen in der Hinsicht sind geplant. Künftig steht eine Prozessbewertung von Experten an, um weitere nachhaltige Optimierungen in unserem Betrieb herauszufiltern.


Mit dem Upcycling wollen Sie einen Lebensstil unterstützen, nämlich den der LOHAS (Lifestyle of Health and Sustainability). Was macht für Sie diese Zielgruppe aus?

Robert Klüsener:
LOHAS sind für mich ganz normale Menschen, die sich aber beim Konsum mehr Gedanken machen. D.h. es interessiert sie nicht nur das Produkt und der Preis sondern auch die Herkunft und unter welchen Bedingungen es produziert wurde. Man könnte als auch ganz deutsch sagen „Der intelligente Konsument“.


Auf Ihrer Website schreiben Sie, dass Sie Ihre Taschen und Accessoires in Europa in kleinen Familienbetrieben mit fairen Arbeitsbedingungen und -löhnen fertigen. Wie treffen Sie die Personalauswahl und wie überwachen Sie die Arbeitsbedingungen?

Martin Klüsener:
Für uns war die Qualität entscheidend. In Deutschland haben wir leider keine Näherei finden können, die unsere Produkte in der Qualität und Stückzahl produzieren kann. In Polen und auch später in Serbien wurden wir dann fündig, haben Testprodukte nähen lassen und die Aufträge vergeben. Wir besuchen unsere Nähereien regelmäßig ein bis zweimal pro Jahr und schauen uns die Produktion vor Ort an.


Sie beziehen für Ihren Energiebedarf Ökostrom. Wie sind Ihre Erfahrungen mit Öko-Strom, bezahlen Sie beispielsweise mehr für Ihren Energiebedarf als vorher?

Robert Klüsener:
Unsere Energie-Kosten sind ein wenig höher als vorher. Beim Strom selbst konnten wir keinen Unterschied feststellen ;-)


Was ist Ihr persönlicher, aber auch Ihr Wunsch als Unternehmer für das noch junge Jahr 2012?

Robert Klüsener:
Ich bin Ende letzten Jahres Vater geworden und wünsche mir persönlich deshalb viel Zeit mit meiner Tochter. Als Unternehmen wollen wir gerne weiter wachsen.




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