Grüne Wirtschaft

Im Interview: Daniel Büchle, Geschäftsführer von AfB, Europas erstem gemeinnützigen IT-Systemhaus

Unsere Erfahrung ist, dass gerade Menschen mit Behinderung im Laufe ihrer Arbeit bei uns unglaubliche Fähigkeiten entwickeln, die man ihnen vorher nie zugetraut hätte.

Unsere Erfahrung ist, dass gerade Menschen mit Behinderung im Laufe ihrer Arbeit bei uns unglaubliche Fähigkeiten entwickeln, die man ihnen vorher nie zugetraut hätte.

Im Jahr 2004 wurde Deutschlands erstes gemeinnütziges IT-Systemhaus AfB gegründet, das  Menschen mit Behinderungen die Integration in die Arbeitswelt ermöglicht. Was versteht man darunter und was bieten Sie an?

Die AfB bietet Dienstleistungen im IT-Bereich für große Unternehmen an. Nicht mehr benötigte IT-Geräte werden abgeholt, inventarisiert, getestet, gereinigt und nach erfolgreicher Datenlöschung wieder vermarktet. Das Besondere: In allen Bereichen bei AfB arbeiten Menschen mit und ohne Behinderung zusammen. Unser Konzept hat also sowohl einen sozialen als auch ökologischen Hintergrund.


Seitdem sind viele neue Niederlassungen hinzugekommen – spiegelt diese Expansion den Erfolg des Konzepts wieder?

Wenn sich große Unternehmen für eine Partnerschaft mit AfB entscheiden, stellen wir den dabei erzielten sozialen Nutzen auch in deren regionalen Umfeld unter Beweis, indem wir einen Standort der AfB aufbauen und Arbeitsplätze für Menschen mit einer Behinderung schaffen. Natürlich kann man es als Erfolg betrachten, dass wir seit 2004 pro Jahr 1-2 Neueröffnung weiterer AfB-Standorte hatten und jährlich im Schnitt 10-15 neue Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter einstellen konnten. Insbesondere während der Wirtschaftskrise war dies bekanntlich ja keine Selbstverständlichkeit für Unternehmen.


Ihre Vision ist die Schaffung eines IT-Systemhauses, das von Menschen mit Behinderungen geführt und gemanagt wird. Sie möchten 500 entsprechende Arbeitsplätze in Deutschland schaffen– wie viel konnten Sie von Ihrer Vision bereits umsetzen?

Wir haben derzeit 160 Beschäftigte, davon ca. die Hälfte mit Handicap. Also sind wir noch lange nicht dort wo wir hin wollen aber unserer Sache sicher, dass wir dieses ehrgeizige Ziel erreichen können. Jedes Unternehmen, das sich für eine Kooperation mit AfB entscheidet, bringt uns diesem Ziel ein Stück näher.


Der Lebenszyklus von IT-Hardware ist i. d. R. sehr kurz, die meisten Unternehmen schaffen sich regelmäßig neue Geräte an. Warum denken bei diesem Thema viele Unternehmen noch zu wenig an die Umwelt und wie wollen Sie es schaffen, dass Ihr Angebot noch bekannter und akzeptierter wird?

Allein schon durch neue Software, welche meistens höhere Anforderungen an die Hardware stellt, sind Unternehmen zum regelmäßigen IT-Austausch gezwungen. Durch die steigende Anzahl mit uns kooperierender Unternehmen merken wir, dass der „grüne Gedanke“ immer mehr in die IT-Welt einzieht. Der Bekanntheitsgrad unseres Angebots steigt täglich durch die hervorragende Arbeit, die unsere Mitarbeiter – mit und ohne Behinderung – leisten. Denn so etwas spricht sich herum!


Inwieweit sind Ihrer Meinung nach in Deutschland die Voraussetzungen geschaffen, um behinderte Menschen in die Arbeitswelt zu integrieren? Müssen eventuell von politischer Seite aus andere Rahmenbedingungen geschaffen oder andere Anreize gesetzt werden?

In Deutschland wird definitiv für Menschen mit Behinderung schon viel getan. Es gibt auf Länderebene diverse Arbeitsmarktprogramme, deren Ziel es ist, durch finanzielle Anreize Menschen mit Behinderung in Arbeit zu bringen. Es gibt Verbände, die dabei sehr stark unterstützen, z.B. der Landschaftsverband Rheinland und der KVJS in Baden-Württemberg. Aber so lange wir noch eine so hohe Zahl an arbeitslosen Menschen mit Behinderung haben, müssen sowohl Unternehmen als auch die Politik weitere kreative Lösungen für dieses Problem erarbeiten.


Welche positiven Erfahrungen haben Sie im Rahmen der Arbeit mit behinderten Menschen gemacht? Sollten mehr Unternehmen verstärkt behinderte Menschen einstellen, weil dadurch besondere Impulse entstehen, von denen Unternehmen profitieren können?

Unsere Erfahrung ist, dass gerade Menschen mit Behinderung im Laufe ihrer Arbeit bei uns unglaubliche Fähigkeiten entwickeln, die man ihnen vorher nie zugetraut hätte. Oft leiden diese Personen mehr an den fehlenden Aufgaben, als an ihrer Behinderung. Sobald sie es realisieren, dass sie auch trotz ihrer Behinderung als vollwertige Arbeitskraft angesehen werden, blühen sie dann richtig auf. Dies fördert die Motivation und den Teamgeist – und das wünscht sich doch eigentlich jeder Unternehmer.




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