Grüne Wirtschaft

Kaffee trinkend Äthiopien supporten

Interview | Woher kommt mein Kaffee und wie wird er produziert? Coffee Circle beantwortet diese Fragen gerne und ganz transparent.

Interview | Woher kommt mein Kaffee und wie wird er produziert? Coffee Circle beantwortet diese Fragen gerne und ganz transparent.

Ein Interview von Marcus Noak

 

Kaffee ist seit langem in aller Munde. Doch kommt er auch sozialverträglich zu uns nach Deutschland? Diesen beiden Themen haben sich die Gründer von Coffee Circle angenommen und betreiben nun seit Juli 2010 eine Website, auf der sie äthiopischen Gourmet-Kaffee verkaufen und direkte Aufbauhilfe in Äthiopien leisten.
 

LifeVERDE: Robert, Du bist Geschäftsführer des Internet Start-ups Coffee Circle und betreibst damit einen Kaffee-Shop im Internet, der sich unter anderem für Entwicklungsprojekte in Äthiopien einsetzt. Welche Zielgruppe sprichst Du mit Deinem Angebot an und was für einen Hintergrund hat Euer Team?

Robert: Wir haben Coffee Circle zu dritt (Martin, Moritz und ich) gegründet und uns bei unserem letzten Arbeitgeber, einer großen deutschen Unternehmensberatung, kennengelernt. Von Haus aus sind wir alle drei BWLer, wenn auch mit unterschiedlichen Schwerpunkten. Moritz hat mit seinem Bruder zusammen in der äthiopischen Hauptstadt Addis Abeba eine berufsbildende Schule für Waisenmädchen spenden-finanziert und letztes Jahr eröffnet. Er war inzwischen acht Mal dort. Martin half letztes Jahr sechs Wochen vor Ort mit. Daher stammt unsere enge Beziehung zu Äthiopien und seiner Kaffeekultur. Das Land ist der Ursprung der Kaffeepflanze.

nachhaltiger kaffee

Unser Kaffee spricht all jene an, die Qualität und Genuss möchten. Menschen, die wissen möchten, woher ihr Kaffee genau kommt und wer ihn wie verarbeitet hat. Wir bieten einige der besten Kaffees der Welt an. Solche Kaffees bekommt man alternativ nur bei guten Kaffeeröstereien und definitiv nicht im Supermarkt oder Lebensmittelladen. Neben diesem Qualitätsaspekt, den wir auf unserer Webseite mit Bildern und Videos erklären, ist es uns sehr wichtig, dass unsere Kunden mit jedem Kauf Gutes tun können. Überspitzt formuliert tragen Sie mit jeder Tasse Kaffee zu einer besseren Welt bei: Beim Kauf kann man sich auswählen, welches der anfänglich drei Entwicklungsprojekte man unterstützen möchte. Anschließend investieren wir pro Kilo Kaffee einen Euro in Projekte bei unseren Bauern. 100% der Spende kommen vor Ort an.

Wie erklärst Du Dir den Erfolg der vielen Kaffeeshops und was ist das Besondere an einer Geschäftsidee wie Eurer? Welche Rolle spielt Fairtrade im Kaffee Business und was genau macht die Kaffeebranche für den Umweltschutz?

Viele Deutsche wissen bereits, dass Kaffee weit mehr ist als die jedes Jahr gleich schmeckenden Mischungen der großen Marken. Kaffee ist wie Wein. Das Herkunftsland, die Region und auch die Bedingungen vor der letzen Ernte spielen eine große Rolle. Viele unserer Kunden sind überrascht, wie gut Kaffee schmecken kann. Und vor allem darüber, dass guter Kaffee nicht im geringsten bitter oder sauer schmeckt - auch nicht kalt.

Das besondere an unserer Geschäftsidee ist das neuartige. Wir respektieren Fairtrade, aber wir wollen den nächsten Schritt in dieser Bewegung tun. Angefangen damit, dass unser Kaffee deutlich aromatischer schmeckt als fast alle fair gehandelten Kaffees spenden wir pro verkauftem Kilo Kaffee mindestens fünf mal mehr als bei handelsüblichen Siegeln des fairen Handels an unsere eigenen Projekte in Äthiopien. Die Kaffeebranche tut eindeutig zu wenig für den Umweltschutz. Bei der Frage nach der Ursache landet man aber schnell bei den Kaffeetrinkern. Denn wenn alles so billig wie möglich sein soll, passt sich die Kaffeebranche daran an. Und wenn die Menschen Bequemlichkeit und Genuss um jeden Preis wollen, dann bietet Nespresso eben Aluminiumkapseln an - zu mehr als 60 Euro pro Kilo. Wir machen diesen Unsinn nicht mit und versuchen zu vermitteln, wie einfach und gut sich Kaffee bspw. in der French Press zubereiten lässt.

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Was ist die Vision von Coffee Circle für einen nachhaltigen Umweltschutz?

Jeder einzelne sollte das tun, was er selbst einfach und ohne großen finanziellen Aufwand machen kann. Wir wollen mit gutem Beispiel vorangehen und alles machen, was möglich ist. Zwei unserer drei Kaffees sind bio-zertifiziert. Der dritte wird zwar ebenfalls in traditionellen Waldgärten angebaut. Diese Anbauart ist sogar förderlich für die Umwelt: Natürliche Schädlingsresistenz, Schutz vor Erosion, natürliche Düngung und Rückzugsort für Zugvögel. Unsere Partner-Kooperative hat bislang den administrativen und finanziellen Aufwand einer Zertifizierung gescheut. Hierbei wollen wir ihnen helfen. Wir sind das einzige Kaffeeunternehmen Europas, das alle CO2-Emissionen des Kaffeetransports kompensiert (mit einem Wiederaufforstungsprojekt in einem Nationalpark Ugandas). Und auch in unserem Büro und Lager legen wir wert auf vernünftiges Handeln. Dies betrifft unsere Glühbirnen, Heizkörper, Wasserfilter und sogar die PC-Monitore (die sich ausschalten, wenn niemand davor sitzt).

Eure Firma hat Ihren Unternehmenssitz in Berlin. Wie ist es um den Umweltschutz Deiner Meinung nach in der Hauptstadt bestellt und was müsste noch verbessert werden?

Wir finden den Umweltschutz in Berlin ausreichend. Er bewegt sich unserer Meinung nach in einem Spannungsfeld zwischen seinem hohen Bewusstsein bei weiten Teilen der Bevölkerung und einem niedrigen Durchschnittseinkommen. Das hemmt aufwendige Investitionen in das Wärme-Mangement der (Wohn-)Häuser. Im großen und ganzen glauben wir aber, dass genug getan wird.

Was für positive Beispiele kannst Du aus Deinem Umfeld für den Umweltschutz nennen?

Die Spree ist wesentlich sauberer geworden. Ab nächstem Jahr soll man sogar darin schwimmen können. Der Prinzessinnengarten ist ebenfalls ein schönes Beispiel für die kostengünstige und effektive Begrünung innerstädtischer Flächen.

Hamburg ist 2011 europäische Umwelthauptstadt. Welchen Tipp möchtest Du stellvertretend für coffeecircle den Hamburgern, den Unternehmen und der Politik in Hamburg für ein ökologisch nachhaltigeres Hamburg geben?

Wir leben in einer Konsumdemokratie. Wählen Sie mit dem Geldbeutel und verändern Sie die Welt, indem Sie nur solche Produkte einkaufen, die Ihren eigenen Werten und Vorstellungen entsprechen. Stichwort Transparenz: Wenn sich eine Firma hinter Werbefloskeln und bunten Bildern versteckt, sollte man ihr im Zweifel nicht trauen. Wer nichts zu verbergen hat, der kann die Karten auch offen legen. Das ist über das Internet problemlos und kostengünstig möglich.
 

Lies auch: Wie wär’s mit einer Tasse nachhaltigem Kaffee?

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