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Interview mit Franziska E. Pschera, Technische Universität Dresden

Ein kurzer Einblick in das Mentoring-Programm der TU Dresden und wie gut oder wie schlecht sich die Absolventinnen und Absolventen in der Regel auf das Berufsleben vorbereitet fühlen.

Ein kurzer Einblick in das Mentoring-Programm der TU Dresden und wie gut oder wie schlecht sich die Absolventinnen und Absolventen in der Regel auf das Berufsleben vorbereitet fühlen.

Was ist die Aufgabe des Mentoring-Programms der TU Dresden?

Wir vermitteln Studierende unserer Universität an Mentoring-Partner, die zumeist Fach- und Führungskräfte regionaler Unternehmen oder Institutionen sind. Die Studierenden kommen mit Fragen zum Bewerbungsprozess oder dazu, wie sie ihre eigene Karriere planen und gestalten können, zu uns. Da die Mentorinnen und Mentoren in ihren eigenen Berufsbiographien schon eigene Erfahrungen gesammelt haben, können sie die Studierenden bei diesen Fragen unterstützen und beraten. Die Tandems sind fachlich abgestimmt, d.h. die Mentoren kennen sich in dem Bereich, in den die Studierenden gerne gehen wollen, besser aus als diese. Dieses persönliche Know-how wird dann ganz individuell weitergegeben.


Seit wann existiert Ihr Mentoring-Programm und was war ausschlaggebend für die TU Dresden, dass sie ein solches Programm eingeführt hat?

Richtig aktiv wurden wir an der TU Dresden mit unseren Mentoring-Aktivitäten an der Schnittstelle Studium – Beruf 2004 mit dem ELISA-Programm für weibliche Studierende in den MINT-Fächern. Dieses Programm diente einerseits der Gleichstellungsarbeit, denn gerade in diesen Fachbereichen waren (und sind!) Frauen unterrepräsentiert. Und dies obwohl diese Absolventinnen und Absolventen händeringend gesucht werden. Andererseits sollte es die sogenannte Arbeitsbefähigung der Studierenden erhöhen. Denn es wurde (und wird) vermehrt festgestellt, das Studienabsolventen fachlich zwar sehr gut ausgebildet sind, dass ihnen aber Kompetenzen im zwischenmenschlichen Bereich fehlen.


Sind solche Mentoring-Programme an deutschen Hochschulen üblich oder stellt die TU Dresden eine Ausnahme dar?

Gerade für Frauen im MINT-Bereich oder für andere Gruppen, wie etwa Migranten, die besonderen Herausforderungen in ihrem Bereich gegenüberstehen, gibt es in Deutschland und insbesondere an den Hochschulen zahlreiche Mentoring-Angebote. In den USA bspw. ist die Begleitung durch auch wechselnde Mentoren an den vielen Umbruchstellen innerhalb eines Lebens noch viel verbreiteter. Denn für jeden, der nicht mehr den Beruf der Eltern ergreift, und dem daher die natürlichen Ratgeber fehlen, bietet sich ein Mentoring an.
 

Wie gut oder wie schlecht fühlen sich Ihre Absolventinnen und Absolventen in der Regel auf das Berufsleben vorbereitet?

Fachlich werden die Studierenden sehr gut ausgebildet. Die Betonung der Sozialen Kompetenzen, die durch den Bologna-Prozess auch in das Curriculum Einzug gehalten haben, wird immer wichtiger. Das ist auch richtig so, denn die Defizite in diesem Bereich werden nicht nur von den Arbeitgebern kritisiert, auch die Studierenden selbst nehmen hier ihre eigenen Lücken wahr. Durch eine Bewerbung auf Angebote wie unseres oder denen des Career Service sind sie bereit, dies aktiv auszugleichen.

 
Wie darf man sich eine praxisnahe Vorbereitung Ihres Mentoring-Programms auf die Anforderungen im Berufsleben vorstellen?

Der oder die Mentorin haben die Erfahrungen schon gemacht, vor denen die Studierenden gerade stehen. Sie wissen, welches Vorgehen sinnvoll war und wovon sie abraten würden. Und genau dieser Erfahrungsvorsprung ermöglicht ihnen Ratschläge und Tipps zu geben für die Entscheidungen der Studierenden. Es liegt dann in der Verantwortung der Studierenden zu prüfen, inwieweit dies auch mit ihren eigenen Interessen vereinbar ist. Da geht es konkret um die fachliche Ausrichtung von Vertiefungsrichtungen im Studium oder für welche Praktika man sich entscheidet.


Für wen ist das Mentoring-Programm der TU Dresden gedacht und welche Kriterien müssen Bewerber erfüllen?

JedeR Studierende der TU Dresden, der 2-4 Semester vor Studienabschluss steht, kann sich bewerben. Wichtig ist, dass die BewerberInnen eigene Vorstellungen und Fragen mit ins Mentoring bringen und dieses auch aktiv gestalten wollen. Denn Mentoring ist eben kein Frontalunterricht und die Mentoren sind alles andere als Entertainer. Gerade so lernen die Studierenden Eigenverantwortung und Selbstständigkeit.

 
Wie wird es in Zukunft mit dem Mentoring-Programm der TU Dresden weitergehen, auf welche neuen Bedingungen im Arbeitsmarkt müssen sich Ihre Mentoren einstellen?

Schön wäre natürlich die Implementierung des Programms an unserer Universität, denn das Interesse am Programm ist sowohl auf Seiten der Studierenden als auch auf Seiten der Mentoren groß. Langfristig ist eine noch intensivere Verzahnung mit dem Career Service geplant, mit dem es sehr viele Überschneidungen gibt.
Was die Mentoren angeht, kann ich nur in das recht bekannte Lied des Fachkräftemangels einstimmen: Nach (fast) allen Berechnungen wird dieser drastisch zunehmen. So werden etwaige Schwierigkeiten wie die Nichtakzeptanz des relativ „neuen“ Abschlusses Bachelor wohl von ganz allein verschwinden und die Unternehmen immer weiter in die Verantwortung gezogen, ihre Fachkräfte gemeinsam mit den Hochschulen zu entwickeln. Mentoring ist dafür ein hervorragendes Instrument.




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