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Fairmob2011 - der Flashmob für mehr Nachhaltigkeit

Lukas Borkowski ist Mitinitiator des Fairmob 2011. Zusammen mit dem Lüneburger Entwicklungshilfenetzwerk International Non-Profit Network organisiert er diesen. Ziel des Fairmobs ist es unter anderem, Geld zu sammeln. Mit den ershoppten Mitteln fördern Sie die gesellschaftliche Selbstständigkeit von unternehmerischen Frauen in Gambia.

Lukas Borkowski ist Mitinitiator des Fairmob 2011. Zusammen mit dem Lüneburger Entwicklungshilfenetzwerk International Non-Profit Network organisiert er diesen. Ziel des Fairmobs ist es unter anderem, Geld zu sammeln. Mit den ershoppten Mitteln fördern Sie die gesellschaftliche Selbstständigkeit von unternehmerischen Frauen in Gambia.

Ein Interview mit Lukas Borkowski

Herr Borkowski, Sie organisieren zusammen mit dem Lüneburger Entwicklungshilfenetzwerk International Non-Profit Network den Fairmob 2011. Ziel des Fairmobs ist es unter anderem, Geld zu sammeln. Mit den ershoppten Mitteln fördern Sie die gesellschaftliche Selbstständigkeit von unternehmerischen Frauen in Gambia. Dr. Jorge Guerra Gonzalez, Dozent an der Leuphana Universität Lüneburg und Vorstand von International Non-Profit Network, garantiert für die sachgerechte Verwendung der finanziellen Zuwendungen. Welche Ziele verfolgen Sie mit der Aktion?

Mit dem Fairmob2011 verfolgen wir insgesamt drei Ziele: Erstens wollen wir, wie bereits erwähnt, ein Mikrokreditnetzwerk in Gambia unterstützen, duch welches vor Allem benachteiligte und diskreminierte Frauen dazu befähigt werden sollen, mithilfe eines existenzsichernden Kleinstunternehmens Eigenverantwortung und gesellschaftliche Selbstständigkeit zu erlangen, und so wieder einen Teil ihrer Würde und Ehre zurückerlangen. Zweitens wollen wir auf unsere fünf Partnergeschäfte aufmerksam machen, die am Fairmob2011 in Bremen, Hamburg, Hannover, Kiel und Lüneburg teilnehmen. Sie alle verfolgen sehr unterschiedliche absolut innovative Geschäftsmodelle, die allesamt nachhaltige Produkte bzw. den nachhaltigen Umgang mit Produkten in den Vordergrund stellen. Bluesky in Hannover trägt bspw. als Outdoorexperte gezielt dazu bei, das Abenteuer nicht nur in - sondern mit der Natur erlebt werden. Glore in Hamburg verkauft hingegen 100% bio-faire Kleidung, die jedem Designerlabel modisch überlegen ist und gibt damit den Beweis, dass Fairtrade absolut gut aussehen kann. Diese Konzepte wollen wir aktiv unterstützen und an den Kunden bringen, unser drittes Ziel: Viele Menschen haben leider immer noch keine Kenntniss von der Attraktivität vieler nachhaltiger Produkte. Daher möchten wir mit einem niedrigschwelligen Event wie dem Fairmob2011 dazu beitragen, dass sich möglichst viele Teilnehmer für bio-faire bzw. nachhaltige Produkte begeistern können.

Wie kam es zu der Idee "Fairmob"? Wie darf man sich den Ablauf eines solchen Events vorstellen?

Es hat alles mit einem Projektseminar an der Leuphana Universität Lüneburg begonnen. Jorge Guerra Gonzalez, Dozent an der Leuphana und Leiter des Projektseminars hat Dirk Petersen, Swantje Kunkel und mich in ein Team geteilt und uns beauftragt, ein Mikrokredit in Gambia zu unterstützen. Aus den ersten Kreativrunden ist dann der Fairmob2011 hervorgegangen, da wir schnell einig waren mehrere Ziele gleichzeitig verfolgen zu wollen und so den Nutzen und die Frucht unserer Arbeit zu erhöhen. Beim Fairmob2011 mobilisieren wir als zentrales Netzwerk via Medien, Socialmedia und gezielte Werbung veränderungswillige Menschen dazu, am 05. März in einem der fünf Partnergeschäfte einkaufen zu gehen. Für die Teilnehmer ist es interessant, da sie neue Geschäfte kennenlernen und sich durch den Einkauf gleichzeitig sozial engagieren können. Die Geschäfte waren ebenfalls schnell zu begeistern, da sie ihre gerne noch bekannter machen. Einen Teil ihres zusätzlichen Umsatzes spenden sie dann an das von uns mitorganisierte Mikrokreditprojekt in Gambia, dass in das Lüneburger International Non-Profit Network eingebunden ist.

Die finanzielle Unterstützung eines Hamburger Unternehmens für nachhaltige Mode ist Teil des Konzeptes. Wie läuft diese Unterstützung ab und weshalb viel Ihre Wahl auf den Hamburger Eco-Fashion Shop "Glore"?

Glore ist kein direkter Sponsor, sondern vielmehr eines der fünf teilnehmenden Geschäfte. So trägt Glore aber schon erheblich zum gelingen des Fairmob2011 bei, da der Name in der Hamburger Szene schon recht verbreitet ist. Persönlich kenne ich den Laden ganz gut, und weis die Beratung als auch die Mode zu schätzen. Dasselbe gilt für Swantje und Dirk. Daher mussten wir auf der Suche nach einem passenden Laden für Hamburg nicht lange überlegen!

Weshalb möchten Sie sich zusammen mit Ihrem Team für die Akzeptanz von nachhaltiger Mode einsetzen?

Es geht uns weniger darum die Akzeptanz von nachhaltiger Mode zu erhöhen, als vielmehr zu zeigen, wie gut sie aussieht. Das hat für uns weniger mit Akzeptanz zu tun, sondern vielmehr mit Image. Wir sind nicht der Meinung, dass nachhaltige Mode nicht akzeptiert ist. Wenn sie gut aussieht, wird sie auch gern gekauft und getragen. Aber das ist der springende Punkt: Wir würden im Rahmen des Fairmob2011 auf keinen Fall Werbung für nachhaltige Mode machen, die nicht auch gut aussehen würde. Kartoffelsäcke sind zwar biofair, aber sehen nicht gut aus. In der Modebranche hat sich einiges getan, die nachhaltigen Labels holen auf. Es hat viel mit Design, Werbestrategie und letzendlich dem Look zu tun, weniger mit Akzeptanz. Wir sind aber von den Läden, die wir mit dem Fairmob2011 unterstützen, bspw. Fairtragen in Bremen absolut überzeugt. Der Unterschied zu herkömmlichen Labels fällt rein optisch nur dadurch auf, dass die fairen Labels oftmals besser aussehen. Aber wir promoten nicht nur Mode, sondern auch Surf- und Snowboardausrüstung. TheGreenRoomProject in Kiel hat fast nur nachhaltige Produkte für Sportler im Angebot. Das ist ein riesen Fortschritt!

Hat Öko-Mode das Potenzial, den Mainstream zu erreichen?

Solange nachhaltige Produkte als Öko-Mode betituliert werden sicher nicht. Die Frage ist aber auch, ob nachhaltige Labels den Mainstream überhaupt erreichen wollen. Schließlich ist der Mainstream ja nicht das Maß aller Dinge, erst recht nicht in der Modebranche. Preislich werden Kuyichi und co. nicht mit H&M und co. konkurrieren können, das liegt in der Natur der Fairtrade Philosophie. Optisch sind sie schon jetzt oftmals überlegen. Was letzendlich verkauft wird, entscheided aber der Kunde. Das ist bei den Fairtrade Labels nicht anders. Aus diesem Grund stehen sie den herkömmlichen Labels in nichts nach, müssen sich aufgrund des Preisniveaus jedoch von der Zielgruppe her eher an höherpreisigen Modelabels orientieren.

Warum ist Öko-Mode immer noch ein Nischenprodukt? Sind die Menschen nicht bereit für Werte wie Nachhaltigkeit, fairer Handel und Schutz vor Kinderarbeit einen Aufpreis zu bezahlen?

Meiner Meinung nach ist es eher weniger eine Frage der Bereitschaft, als des Wissens. Schließlich sind viele Fairtrade Labels bei Weitem nicht so bekannt und präsent wie bspw. H&M. Viele Geschäfte, die Fairtrade Produkte anbieten ähneln kleinen Modeboutiquen, und zielen daher auf dieselbe Zielgruppe, unter der sie wiederrum lokal gesehen sehr bekannt sind. Doch ganz klar: Auch ich als Student kann mir nicht mal so eine Hose für 150 Euro oder ein TShirt für 30 Euro leisten. Wenn ich aber Markenprodukte wie ein Levis mit einer Hose von KnowledgeCotton Apparel vergleiche, nehmen sie sich preislich nichts. Aber ich kann mir auch keine Levis leisten. Der geglaubte Aufpreis besteht de facto eigentlich nicht, zumindest wenn man sich an Marken orientiert. Es ist also eine Frage des Bekannheitgrades, und der Verfügbarkeit. Da müssen die Fairtrade Labels noch aufholen.

Der Dioxin-Skandal hat den Bio-Lebensmitteln eine erhöhte Nachfrage beschert. Dennoch ist Öko immer noch nicht sexy. Viele Produkte der konventionellen Bekleidungsindustrie hingegen sind in den Augen der meisten Verbraucher sexy. Muss Öko überhaupt sexy sein und was macht die Öko-Branche eventuell noch grundlegendes falsch?

Ob sexy oder schlicht optisch ansprechend: Der Geschmack des Verbrauchers bestimmt das Angebot. Eine Umerziehung ist wenig sinnvoll. Das wird aber gänzlich von den größeren Fairtrade Labels verstanden und umgesetzt, oftmals sogar besser als von herkömmlichen Labels, siehe Fairliebt! Meiner Auffassung nach müssen sich die Fairtrade Labels nicht verstecken - doch genau das tun sie. Oder ist eine große Werbekampagne bekannt? Nein! Schade! Warum nicht, muss ich mich da fragen. Die Produkte können es locker aufnehmen, die Preise sind gleich, die Qualität hochwertiger und das Image sowieso besser. Die Außendarstellung lässt trotzdem leider oft zu wünschen übrig, nur wenige sind so progressiv wie glore oder TheGreenRoomProject. Allein deswegen sind nachhaltige Produkte nicht so begehrt oder beliebt. Ich kann mir nicht vorstellen, dass Verbraucher ernsthaft ein Problem damit haben, dass viele Produkte bio-fair gehandelt und produziert wurden. Sie werden einfach nur von der oft mangelhaften Außendarstellung verschreckt!

Wie sieht für Sie ein erfolgreiches Umwelthauptstadtjahr aus?

Ich würde mir wünschen, dass die zahlreichen Veranstaltungen nicht nur einen Event-Charakter entwickeln, der temporär zu einer hohen Aufmerksamkeit für die Themen der Nachhaltigkeit führt, sondern dass das Umwelthauptstadtjahr an sich zu einer nachhaltigen Entwicklung führt: Durch Informationen, kritische Anregungen und Raum für Innovationen. Es gibt so viele gute Ideen. Aber leider zu viele gute Ausreden, sie umzusetzen

Näheres zum Fairmob2011: http://www.fairmob.de



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