Warum sollte man heute schon zu E-Auto greifen, welche Anbieter gibt es und mit welchen Produktneuheiten werden die Unternehmen in Zukunft aufwarten?
In unserer Themen-Reihe "Elektromobilität" möchten wir Ihnen Unternehmen vorstellen, die die E-Auto-Branche optimal repräsentieren und uns sagen können, wie es mit den Produkten und der Branche insgesamt in der nächsten Zeit weitergehen wird.
Dieses Mal haben wir uns gefreut, die folgenden Personen und Unternehmen zum Thema interviewt haben zu dürfen:
Dr. Alexander Kotouc, Leiter Produktmanagement BMW i
Christian Hartmann, Kommunikation, Technologie und Produkt bei der AUDI AG
Dirk Breuer, Pressesprecher Technik TOYOTA DEUTSCHLAND GMBH
Gernot Lobenberg, Leiter Berliner Agentur für Elektromobilität eMO
Robert Echtermeyer, Leiter der Nissan Hauptstadtrepräsentanz Berlin
Von allen Interviewpartnern wollten wir eines beantwortet wissen: Wie würden Sie den Status quo bei der Elektro-Mobilität in Deutschland beschreiben? Hier die Antworten unserer Interviewpartner:
DR. ALEXANDER KOTOUC: Es geht voran. Das jüngst in Deutschland geschnürte Paket zur Förderung der Elektromobilität folgt den Beispielen aus Norwegen, Kalifornien, Niederlande und England. Die zeigen, wie wichtig Incentivierung sind, um den Markt für Elektromobilität in Gang zu bringen. Essentiell ist dabei immer die gemeinsame Anstrengung von Politik, Fahrzeugherstellern und Infrastrukturbetreibern. Und die Balance zwischen finanziellen Anreizen, Ausbau der Ladeinfrastruktur und Weiterentwicklung der Autos. All diese Erfolgsfaktoren sind nunmehr auf den Weg gebracht. Gleichwohl sollten wir nicht schon heute, 3 Monate nach dem Inkrafttreten, abschließend über deren Wirkung urteilen.
DIRK BREUER: Die Luftreinhaltepläne der EU und die daraus resultierenden Maßnahmen sind in der Bevölkerung unterrepräsentiert. Entsprechend schwach ist die Nachfrage nach umweltschonenden Fahrzeugen. Wenn die Luftverschmutzung weiter sanktionsfrei toleriert wird, dann kann auch nicht wirklich Begehrlichkeit für alternative Antriebsformen enstehen.
CHRISTIAN HARTMANN: Elektromobilität ist kein Sprint, sondern ein Marathon. Die Industrie hat in den vergangenen Jahren rund 14 Mrd. Euro investiert. Mittlerweile sind wir auf einem guten Weg. Ende 2015 waren bereits 29 Serienmodelle von deutschen Herstellern auf dem Markt. Wir bei Audi haben den Elektroantrieb bereits eingeführt. Binnen 3 Jahren werden wir fünf Plug-in-Hybride über verschiedenen Fahrzeugklassen im Angebot haben, angefangen vom kompakten A3 Sportback e-tron bis hin zum Oberklasse-SUV Q7 e-tron TDI quattro. Unser erstes voll-elektrisches Großserienauto kommt 2018 mit einer Reichweite von mehr als 500 km auf den Markt. Wir planen einen kontinuierlichen Ausbau unseres Fahrzeugangebotes im BEV- und PHEV-Bereich.
ROBERT ECHTERMEYER: Wenn wir Deutschland mit Märkten vergleichen, in denen Elektromobilität bereits in der Gesellschaft angekommen ist und im Alltag funktioniert – bspw. Holland, Norwegen, China und den USA – dann kann man sicherlich nicht von zufriedenstellenden Entwicklungen sprechen. Oder betrachten wir das selbstgesteckte Ziel der Bundesregierung von einer Million Elektrofahrzeuge auf deutschen Straßen bis 2020, dann kann man wohl heute schon sagen: Ziel verfehlt. Denn während man sich hierzulande auf groß angelegte Forschungs- und Entwicklungsprogramme (Schaufenster Elektromobilität) konzentriert und dabei viel Geld investiert, wird in anderen Regionen der Welt gezielt gehandelt und immer mehr Elektrofahrzeuge auf die Straße gebracht. Dort erzeugt man ein echtes Kundeninteresse. Ich bin davon überzeugt, dass sich E-Mobilität auch hierzulande durchsetzen wird. Die Frage ist nur, wie Deutschland im internationalen Wettbewerb innerhalb dieser Entwicklung und Transformationsphase abschneiden wird.
Gernot Lobenberg: Aktuell zählen wir in Deutschland ca. 40 - 50.000 Elektrofahrzeuge, d. h. Batterie- und Brennstoffzellen-Fahrzeuge inkl. Plug-In-Hybride. Zugegebenermaßen ist die Elektromobilität im Jahr 2016 nicht, wie in 2012 prognostiziert, in der Markthochlaufphase angekommen. Die öffentliche Wahrnehmung, dass die Entwicklung der Elektromobilität stockt, beruht zum einen auf der Erwartungshaltung, dass bis dato viel mehr E-Autos unterwegs sein sollten und man die bereits fahrenden eFahrzeuge aufgrund ihrer geringen Stückzahl im täglichen Verkehrsbild kaum wahrnimmt. Dennoch ist sich die Fachwelt einig, dass Elektromobilität sich durchsetzen wird. Unser Ziel ist es aber nicht, ein Verbrennungsfahrzeug durch ein Elektrofahrzeug zu ersetzen. Das ganze Mobilitätsverhalten und damit das Mobilitätssystem werden sich durch die Digitalisierung, die Automatisierung und die Elektrifizierung verändern. Die Frage ist, wie wir diesen Wandel gestalten und davon auch wirtschaftlich profitieren können.
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21.10.2016
18.10.2016