Gesellschaft

„Wir alle hinterlassen Spuren - sorgen wir dafür, dass sie positiv sind!“

Ein Interview mit Alka Celic. Sie ist ausgebildete PR-Beraterin, war lange Zeit Beraterin in PR-Agenturen und leitete anschließend bei der gemeinnützigen ADAC-Luftrettung GmbH sieben Jahre lang die Presse- und Öffentlichkeitsarbeit.

Ein Interview mit Alka Celic. Sie ist ausgebildete PR-Beraterin, war lange Zeit Beraterin in PR-Agenturen und leitete anschließend bei der gemeinnützigen ADAC-Luftrettung GmbH sieben Jahre lang die Presse- und Öffentlichkeitsarbeit.

18.05.2015

UMWELTHAUPTSTADT.de: Frau Celic, Sie sind freiberufliche CSR-Beraterin. Auf welchen Erfahrungsschatz können Sie zurückgreifen?

ALKA CELIC: Ich bin ausgebildete PR-Beraterin, war lange Zeit Beraterin in PR-Agenturen und leitete anschließend bei der gemeinnützigen ADAC-Luftrettung GmbH sieben Jahre lang die Presse- und Öffentlichkeitsarbeit. Dort konnte ich dann auch die ersten CSR-Projekte mit unseren Partnern umsetzen. Gleichzeitig habe ich mich in CSR-Management fortgebildet. Als Führungskraft hatte ich schon immer den kooperativen Führungsstil gelebt und damit gute Ergebnisse erzielt. Dass dies auch ein Gedanke der CSR ist, wurde mir erst später klar. Seit mehreren Jahren gebe ich Seminare zum Thema CSR und PR.

Was genau macht ein CSR-Berater?

Ein CSR-Berater ist eine Mischung aus Coach, Unternehmensberater und PR-Berater: Seine Aufgabe ist es, Unternehmen dabei zu unterstützen, Ihr Kerngeschäft nachhaltig – sozial wie auch ökologisch – auszurichten. Er identifiziert die richtigen Themen innerhalb der vier Handlungsfelder Mitarbeiter, Umwelt, Gesellschaft und Markt und entwirft gemeinsam mit der Unternehmensführung ein CSR-Konzept, das der Fahrplan für die Umsetzung ist. Wo nötig, unterstützt der CSR-Berater die Kulturveränderung im Haus – sei es durch verschiedene Dialogworkshops oder andere klassische Instrumente der internen Kommunikation.

Wie setzen Unternehmen CSR-Berater sinnvoll ein?

Ein CSR-Berater ist vor allem dort richtig, wo ein Blick von außen hilfreich ist. Häufig ist es zielführender einen Externen ins Boot zu holen, der neutral auf die Situation blickt und daraus Vorschläge erarbeitet. Wichtig ist, den Berater von Anfang an hinzu zu ziehen. Seine Aufgaben sind vor allem strategisch-konzeptioneller Art. Die Umsetzung kann das Unternehmen eigentlich nur alleine, von innen heraus, durchführen – mit dem CSR-Berater als Begleiter, also quasi als Coach.

Aus welcher Motivation heraus sollte das Thema Nachhaltigkeit in das wirtschaftliche Handeln eines Unternehmens implementiert werden?

Ich bin überzeugt davon, dass eine nachhaltige Ausrichtung nicht nur die Zukunft des Unternehmens sichert, sondern auch die der genutzten Ressourcen. Hinzu kommt in Zeiten des Fachkräftemangels ein klarer Wettbewerbsvorteil bei der Fachkräftebindung bzw. -suche. Die Arbeitswelt verändert sich dramatisch. Klassische Arbeitssituationen wandeln sich, es gibt immer offenere Arbeitszeit- und Arbeitsplatzmodelle. Dabei geht es nicht nur um die berühmte Work-Life-Balance, die fast schon abgedroschen klingt. Es geht auch um eine neue Form der Kooperation. Arbeitsleistung wird immer mehr projektweise hinzugekauft (Stichwort: Crowdsourcing). All das muss in die nachhaltige Ausrichtung eines Unternehmens einbezogen werden, wenn es zukunftssicher aufgestellt sein will.

Auf welche betrieblichen Bereiche schlägt sich eine nachhaltige Ausrichtung besonders nieder?

Die Lieferkette ist natürlich betroffen. Viel wichtiger aus meiner Sicht sind aber die Mitarbeiter. Sie müssen nicht nur in die Nachhaltigkeitsaktivitäten eingebunden werden, sondern sie müssen das erste Handlungsfeld sein, auf dem Nachhaltigkeitsengagement passiert. Dies ist der Rat, den ich allen Kunden und Seminarteilnehmern gebe: Fangen Sie bei Ihren Mitarbeitern an und beziehen Sie sie in die Veränderungen im Hause mit ein. Nur so werden Sie erfolgreich sein.

Welche Themen, Informationen und Netzwerke sind nötig, um ein Unternehmen nachhaltiger auszurichten?

Unternehmen tun sich leichter, wenn sie sich regelmäßig mit anderen Unternehmen austauschen. Hierzu braucht es nicht zwingend den klassischen Kongress sondern eher kleine, zwanglose lokale Treffen, wo Erfahrungsaustausch stattfindet. Gleichzeitig entstehen in immer mehr Städten und Regionen Bottom-Up-Initiativen, die Nachhaltigkeitsthemen professionell voranbringen, wie z.B. in München place2help. Dort sitzen echte Fachleute, die als Ansprechpartner und Netzwerker aktiv sind und Unternehmen bei ihrem Engagement unterstützen können.

Inwiefern wird eine nachhaltige Ausrichtung von den Kunden honoriert und lässt sich das messen?

Das ist ein sehr schwieriges Thema. Glaubt man klassischen Marktforschungsergebnissen, so erwarten Kunden, dass Unternehmen sich ökologisch und sozial engagieren. Beobachtet man diese Kunden dann beim Einkauf, sind diese Erwartungen schnell über Bord geworfen, wenn sich das Engagement auf den Verkaufspreis auswirkt. Trotzdem sind Verbraucher viel kritischer geworden und das Thema hat einen wichtigen Platz in der medialen Berichterstattung eingenommen. Natürlich kann man die Absatzzahlen von nachhaltig produzierten Produkten, wie z.B. Biolebensmitteln oder zertifizierter Naturkosmetik messen. Und diese steigen tatsächlich kontinuierlich. Bei anderen Produkten wie z.B. Häusern, Möbeln oder Finanzprodukten sieht die Realität schon anders aus. Ein Münchener Messebauer erzählte mir kürzlich, dass er versucht hat, umweltfreundlichere Messestände anzubieten: Mit Ökodruckfarben, recycelten Materialien, Bambus- statt Metallstangen, usw. Das kam beim Kunden gar nicht an. Stattdessen bietet er jetzt eine CO2-Kompensation für den Transport an. Dieses Angebot ist sehr erfolgreich und wird stark nachgefragt.

Welche Möglichkeiten gibt es, den Status Quo in Bezug auf Nachhaltigkeit in einem Unternehmen zu messen?

Es gibt verschiedene Möglichkeiten. Dazu gehört bspw. die Erstellung eines Nachhaltigkeitsberichts. Dieser wird als internes Analysetool verwendet. Allerdings ist das sehr aufwändig – insbesondere, wenn man die GRI-Leitlinien ansetzt. Ich habe den Quickcheck CSR für kleine und mittelständische Unternehmen entwickelt. Dieser ist relativ kurz gehalten und hilft dabei einen schnellen Überblick über die eigenen Aktivitäten zu erhalten. Beauftragt mich ein Unternehmen, einen Status Quo zu erarbeiten, verwende ich den Quickcheck in einer deutlich erweiterten Form. Dieser kann dann als Checkliste für die Umsetzung weitergeführt werden.

Stichwort Unternehmensstandort Deutschland: An welchen Stellschrauben würden Sie gerne drehen, um die Rahmenbedingungen für Ihre Branche zu verbessern?

Es existiert in gewisser Weise eine „kostenlos“-Denke. Meine Branchenkollegen und ich werden zwar gerne nach ihrem Fachwissen befragt – aber es soll möglichst nichts kosten. Versucht man sachlich zu argumentieren, erhält man als Antwort: „Bei meinem Branchenverband oder meiner Kammer erhalte ich die Beratung kostenlos.“ Was so ja nicht stimmt. Denn die Beratung wird durch Mitgliedsbeiträge und staatliche Zuschüsse finanziert. Gleichzeitig kann ein solches Angebot niemals so individuell und intensiv sein wie die Arbeit eines CSR-Beraters. Ich wünsche mir, dass Expertenwissen die Anerkennung erhält, die es verdient.

Ihr Nachhaltigkeitsleitspruch lautet?

„Wir alle hinterlassen Spuren – sorgen wir dafür, dass sie positiv sind.”




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